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Landeshauptstadt: „Zu Hülfe! Zu Hülfe!“

Weiter Streit um die Seefestspiele: BUND droht mit Klage, Nabu erwägt Beschwerde bei der EU

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Hermannswerder - Vor der Abstimmung über die Seefestspiele Hermannswerder am morgigen Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung spitzt sich die Debatte um das geplante Freiluft- Opern-Festival erneut zu: Der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Burkhard Voß, forderte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in einem offenen Brief auf, die Beschlussvorlage für die Aufstellung eines Bebauungsplanes, die das Stadtparlament morgen diskutiert, zurückzuziehen und das Projekt abzulehnen.

Der BUND-Landeschef droht mit einer Klage für den Fall, dass das Vorhaben gegen naturschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen sollte – und das tut es nach Ansicht der Naturschützer. Die geplante Seebühne vor Hermannswerder sei „derzeit nicht genehmigungsfähig“, schreibt Voß mit Verweis auf die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die Eingriffsregelung im Bundesnaturschutzgesetz, die Regelungen zum Biotopschutz und zum Artenschutz im Bundesnaturschutzgesetz und die Landschaftsschutzgebiets-Ordnung „Potsdamer Wald- und Havelseengebiet“. Entsprechende Bedenken hatte bereits die Untere Naturschutzbehörde der Stadt in einer ersten internen Stellungnahme vom Dezember 2010 geäußert (PNN berichteten).

Man sei „keinesfalls“ gegen Kultur, „wir lieben auch Mozarts ,Zauberflöte’“, heißt es in dem BUND-Brief, den Voß mit einem Zitat aus dem Libretto der Mozart-Oper, einem Hilferuf Taminos, gespickt hat: „Zu Hülfe! zu Hülfe! sonst bin ich verloren,/Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.“ Wie berichtet hatte sich unlängst auf der Internet-Plattform „Facebook“ unter dem Namen „Potsdam Mozartschutzgebiet“ eine Unterstützergruppe für die Seeoper gegründet, die mit dem Motto „Natur und Kultur geht zusammen“ um Anhänger wirbt. Gestern Abend zählte die Gruppe 200 Mitglieder. Seefestspiele-Intendant Christoph Dammann hatte sich nach einem Treffen mit dem Naturschutzverband Nabu am Freitag noch zuversichtlich gezeigt, dass der Nabu von seiner früheren Klageabsicht abgehen wird.

„Wir sind nach wie vor gegen das Vorhaben“, sagte der Nabu-Kreisvorsitzende Frank Fiedler gestern den PNN. Klageberechtigt ist aber nur der Landesverband – Landeschef Tom Kirschey war bis gestern Abend telefonisch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Nabu Potsdam werde in jedem Fall „rechtliche Schritte prüfen“, betonte Fiedler. Sollte das Vorhaben genehmigt werden, sei unter anderem eine Beschwerde an die dafür zuständige EU-Komission denkbar. Eine Bürgerinitiative von Anwohnern hatte sich ebenfalls eine Klage vorbehalten.

Bekanntlich sollen die Seefestspiele nach Wunsch der Veranstalter von der Deutschen Entertainment AG im August 2011 mit Mozarts „Die Zauberflöte“ Premiere feiern. Geplant sind zwölf Aufführungen mit je bis zu 4700 Zuschauern. Eine Baugenehmigung für eine Seebühne auf der Havel und die Zuschauertribüne auf dem Schulhof des evangelischen Gymnasiums Hermannswerder prüft die Stadt momentan. Langfristig soll das Vorhaben im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens rechtlich abgesichert werden.jaha

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