zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Zu kalt gibt es nicht

Wer in diesem Sommer auch ohne Sonne baden wollte, der konnte auf manches Hilfsmittel nicht verzichten

Stand:

Wer in diesem Sommer auch ohne Sonne baden wollte, der konnte auf manches Hilfsmittel nicht verzichten Endlich ist er da. Gewartet haben wir schließlich lange genug. Doch wir bleiben skeptisch, so recht will uns nicht überzeugen, wie sich der Sommer mit manch ausgewachsenem Donnerwetter immer wieder präsentiert. „Letztes Jahr um diese Zeit“, mit diesem Satz haben wir uns über die vergangenen Wochen geholfen und uns erinnert, wie ein Sommer eigentlich zu sein hat. Schon im Winter fing sie an, die Sehnsucht nach der warmen Jahreszeit. Wer beständig als Sportler seine Bahnen monoton in der Schwimmhalle ziehen muss, für den bekommt das Wort „Freiwasserschwimmen“ fast schon etwas Leuchtendes. Am Wochenende dann ein vertrauter Anblick aus dem vergangenen Jahr. Zahlreiche Sonnenhungrige am Heiligen See. Nackedeis fast schon in der Überzahl und auch im Wasser richtig Bewegung. Der eigene Rucksack viel leichter, denn zum ersten Mal in diesem Jahr blieb die Neoprenpelle zu Hause. Wir sind diesem trägen Sommergesellen schon sehr früh auf unsere Art begegnet. Mal allein, mal zu zweit oder zu dritt, standen wir im Juni am Ufer. Entschlossener Blick und den Neoprenanzug im Gepäck ließen wir die dunklen Wolken drohen und redeten die kühlen Wassertemperaturen schön. Beim ersten Kontakt haben wir dann doch mit den Augen gerollt, hörbar Luft geholt und uns so das spöttische Lächeln der gänzlich Unverzagten verdient. Denn die trifft man fast täglich an. Egal welche Kapriolen der Wetterfrosch gerade wieder schlägt, ohne den obligatorischen Sprung ins Wasser fühlen sie sich nicht mehr wohl. Mit fragendem Blick beobachteten diese Wetterunempfindlichen die Prozedur, wie wir uns in das Neopren zwängten, das uns zwar nicht trocken aber immerhin warm hält. Mancher wurde nie schlau aus uns Exoten. Eine ältere Dame jedoch, an einem kühlen Spätjunimorgen splitterfasernackt und mit forschem Schritt das Wasser durchpflügend, wies uns scharf zurecht: „So kalt ist es nun auch wieder nicht“. Doch, widersprachen wir. Schließlich blieben wir nicht fünf Minuten, sondern fürs Training mindestens eine Stunde im See. Überraschungen blieben dabei nicht aus. Schien die Sonne, dann schien sie meist nie lang. Auf Höhe des Marmorpalais angekommen, war der Himmel schon wieder dicht und nicht selten kam auch prompt das Wasser von oben. Als dann auch noch ein Hagelschauer auf unsere mit Badekappen verzierten Häupter niederging, da war auch unser dickes Neoprenfell überstrapaziert. Unter den prachtvollen Eichen am Ufer stehend, betrachteten wir wie begossene Pudel melancholisch die leere aber vor saftigem Grün nur so strotzende Liegewiese. „Letztes Jahr um diese Zeit, da war hier die Hölle los.“ Doch in diesem Jahr war hier von einem Badesommer nicht die geringste Spur zu finden. Am vergangenen Sonnabend dann hing die Sonne breit und selbstverständlich über der Stadt und der Juli protzte plötzlich mit Gardetemperaturen. Wir nutzten die Gunst der Stunde. Im Eilmarsch zum See und rein ins kühle Nass, bekleidet allein nur mit der Badehose. Endlich hatten wir ihn gefunden, den Sommer. Doch immer wieder ging der Blick nach oben, ob sich nicht doch vielleicht ein dunkles Wölkchen zeigte. Von den dunklen Wolken blieben wir verschont, die kamen erst wieder am Dienstag mit großem Getöse zurück. Doch mancher hat sich einen satten Schnupfen geholt und schlürft brav Pfefferminztee. Aber die Sonne erweist sich jetzt als etwas hartnäckiger und auch die Temperaturen stimmen uns mittlerweile gnädig mit diesem eigenwilligen Sommer. Nun gilt es diese vielleicht kurze Badesaison, trotz verschnupfter Nase, zu nutzen. Der Neoprenanzug hängt aber trotzdem weiterhin griffbereit. Dem Wetter ist schließlich nicht zu trauen. Falls sich die Temperaturen also doch wieder unterkühlt geben wollen und einem die Tage mit Regen versüßt werden, dann will man schließlich gewappnet sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })