ATLAS: Zu spät
Warum musste es soweit kommen, fragt man sich unwillkürlich. Potsdams Barockglanz ist nur allzu selten mit wohltuenden Farbtupfern Neuen Bauens gesprenkelt.
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Warum musste es soweit kommen, fragt man sich unwillkürlich. Potsdams Barockglanz ist nur allzu selten mit wohltuenden Farbtupfern Neuen Bauens gesprenkelt. In der Innenstadt etwa findet sich lediglich in der Kurfürstenstraße gegenüber des Sportplatzes noch ein Beispiel für die innovativen Ideen der Bauhaus-Nachfolger. Umso bedauerlicher, dass nun eine regelrechte Landmarke dieses Stils der Abrissbirne zum Opfer fällt. Als einziges direkt am Ufer des Jungfernsees gelegenes Gebäude in der Bertinistraße war und ist die Villa Louis Hagen ein weithin sichtbarer Blickfang. Dass der neue Eigentümer das Haus in der alten Kubatur will, ist lobenswert. Dennoch wird es nicht mehr das Original sein. Und das Ganze nur, weil die Villa so lange leer stand, dass der Hausschwamm sich daran sattfressen konnte. Dass die Stahlträger unter dem Rost zerbröseln. Es wird viel über Enteignungen gesprochen in letzter Zeit, hier ist es zu spät. Wenn ein Denkmal so verfällt, dass es unrettbar verloren scheint, ist es die Pflicht der Stadt, per Ersatzvornahme einzugreifen. Niemand würde auf die Idee kommen, Sanssouci abzureißen und in gleicher Kubatur aufzubauen.
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