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Aus dem WIRTSCHAFTSLEBEN: „Zu viel Mistzeug in der Havel“

Herrenriege fährt nach Norwegen angeln / Potsdamer Fachmann rüstet sie aus

Stand:

Innenstadt – „Nein“, sagt Marco Beck, „ich habe beim Angeln nie schlechte Erfahrungen gemacht und ich angele viel.“ Vielleicht zwei-, dreimal sei er auf den Tierschutz angesprochen worden. Es habe aber immer sachliche Diskussionen gegeben. Die Aversionen der Tierschützer gegen das Angeln würden hochgespielt und das Verbot in Deutschland, Angel-Meisterschaften auszutragen, findet der Berliner überzogen.

Beim Sommerfest des Angelsport- Fachgeschäftes von Nico Kriesel am Samstag wird er denn auch nur als einer der besten Angler Deutschlands vorgestellt und nicht als Deutscher Meister. Was er an Preisen und Medaillen aus dem Ausland mitgebracht hat, verschweigt er verschämt. Dass er gern Fisch isst und ihn auch selbst zubereitet, bekennt er jedoch unumwunden. Er schwört auf Zander in Butter mit Mandelblättern. 70 Zentimeter maß der Prachtbursche, der das delikate Essen abgab. Als größter Fisch ging Beck jedoch ein Stör von nahezu 100 Kilo und einer Länge von 2,40 Metern an die Angel. Den habe er in Kasachstan gefangen, ihn aber wieder ins Meer entlassen. „Viel zu groß“, sagt Beck. Außerdem sei das Störweibchen mit dem Laichen noch nicht fertig gewesen. Nach seinem Geheimrezept beim Angeln befragt, sagt er: „Ich nehme nur die besten Produkte, um die Fische anzulocken.“ Die Havelregion hält er für ein Angelparadies.

Da geht die Herrenriege aus Babelsberg nicht ganz mit. „In der Havel schwimmt zu viel Mistzeug“, sagt Uwe Fadtke und bestätigt damit, was die Angelweltmeisterschaften für Behinderte an der Alten Fahrt erst möglich machte. „Haben Sie schon mal “nen Weißfisch gebraten. Zu viel Gräten, stimmt“s“, lacht er. Deshalb machen die sechs angelfreudigen Männer zusammen Urlaub in Norwegen – ohne Frauen. Denen bringen sie ihre Angelbeute dann tiefgefroren mit.

Die als Mistzeug bezeichneten Weißfische erlaubten es dem WM-Veranstalter, den Angelwettbewerb in eine Hegeveranstaltung umzudeklarieren. Er garantierte, dass das Zuviel an Güstern, Rapfen, Barben oder Rotfedern in andere Gewässer umgesetzt wurde. Einen Haken zu schlucken, scheint die Fische übrigens nicht sonderlich zu beeindrucken. „Ich habe innerhalb einer halben Stunde zweimal denselben Fisch herausgezogen“, sagt Beck.

Für die Ausrüstung des Anglers vom einfachen Gerät bis zu Produkten vom Feinsten fühlt sich Kriesel verantwortlich, der sein Geschäft auf 200 Quadratmetern im März in der Dortustraße eröffnet hat und nun bereits mit einer beachtlichen Stammkundschaft Sommerfest feiern konnte. Der ist mitunter nichts zu teuer, auch wenn das Angeln als Sport des kleinen Mannes gilt. Die Japanwobbler zum Beispiel, Fischen nachgebildete mehrfach lackierte Köder aus Holz, für Raubfische die Verführung pur. dif

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