Landeshauptstadt: Zu viele Barrieren für Behinderte
Innenstadt - Die Stadt Potsdam ist noch lange nicht barrierefrei. Das kritisierten viele der zirka hundert Anwesenden auf dem gestrigen Behindertenforum im Stadthaus.
Stand:
Innenstadt - Die Stadt Potsdam ist noch lange nicht barrierefrei. Das kritisierten viele der zirka hundert Anwesenden auf dem gestrigen Behindertenforum im Stadthaus. Potsdams Bummelboulevard, die Brandenburger Straße zum Beispiel, sei für Blinde und Sehbehinderte eine Stolpermeile, weil zum Beispiel Reklameschilder im Wege stünden, hieß es. Kritik gab es auch an den Zuständen auf Fußwegen, die zugeparkt sind oder durch Poller und Findlinge zur Unfallquelle für Mobilitätsbehinderte werden. Zentrale Einrichtungen wie die Stadt- und Landesbibliothek, das Kulturhaus Babelsberg und das Alte Rathaus seien trotz langjähriger Kritik für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Ähnlich sehe es auf einigen Bahnhöfen aus, kritisiert Bernd Putz von der Arbeitsgruppe Bau und Verkehr. Die schwierige Zugänglichkeit des Bahnhofs Babelsberg sei lange bekannt, ebenso die Tatsache, dass die unterschiedliche Höhe von Bahnsteig und Einstieg Rollstuhlfahrern „keine Chance“ lassen. An touristischen Schwerpunkten wie Cecilienhof, Krongut und Neuem Palais fehlten Behindertentoiletten.
Potsdams Behindertenbeauftragter Helmut Erker informierte, dass die Stadtverordnetenversammlung im vergangenen November den Beitritt zur „Erklärung von Barcelona“ mit dem Ziel einer behindertenfreien Stadt beschlossen habe. Als Schützenhilfe hatte er die Behindertenbeauftragte von Frankfurt (Oder) eingeladen. Sie berichtete, dass es bei ihr einen detaillierten Maßnahmenplan gebe, in dem die einzelnen Schritte zur barrierefreien Stadt festgelegt sind. So weit sind Stadtverordnete und Verwaltung an der Havel noch nicht. Erker sagte am Rande des Forums, dass unter Einbeziehung des Behindertenbeirats noch in diesem Jahr ein solcher Maßnahmenplan vorgelegt und beschlossen werden solle. Der Behindertenbeirat, in dem die Verbände und Arbeitsgruppen vertreten sind, sei jedoch derzeit ohne Führung. Der bisherige Vorsitzende Harald Haase musste die Leitung aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Auf der Vorstandssitzung am 18. Mai solle laut Erker die Wahl eines neuen Vorsitzenden erfolgen. Einen Kandidaten gebe es schon.
Antje Tannert vom Haus der Begegnung Zum Teufelssee 30 stellte dar, dass die aus der Innenstadt in die Waldstadt verlegte Einrichtung zunehmend Zuspruch finde. Das Haus wolle mit seinen Angeboten ebenfalls Barrieren beseitigen und Möglichkeiten der Teilhabe und Integration bieten. Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: