Landeshauptstadt: Zu wenig Lärmschutz Auftakveranstaltung für Lärmaktionsplan
Massive Kritik von Bürgern musste sich Beigeordnete Elona Müller gestern von den Teilnehmern einer Bürgerversammlung zum Lärmschutz anhören. So fühlen sich die Anwohner der Nuthestraße von der Verwaltung im Stich gelassen.
Stand:
Massive Kritik von Bürgern musste sich Beigeordnete Elona Müller gestern von den Teilnehmern einer Bürgerversammlung zum Lärmschutz anhören. So fühlen sich die Anwohner der Nuthestraße von der Verwaltung im Stich gelassen. Angeblich hätten sie keinen Anspruch auf Lärmschutz, mussten sie sich bescheinigen lassen. Doch durch die Ansiedlung des Porta-Möbelkaufhauses mit 820 Parkplätzen würde die Abfahrt zur Neuendorfer Straße noch stärker frequentiert. „Aber bei der Stadt kümmert sich kein Schwein darum“, so eine drastische Äußerung.
Die Bürgerinitiative an der Potsdamer Straße in Bornstedt beklagt ebenfalls die Passivität der Verwaltung, um auf der B 273 etwas für den Lärmschutz zu tun.
Betroffene Anwohner klagen auch über die Lärmbelastungen durch den öffentlichen Personennahverkehr. So sind die Schallimissionen und Erschütterungen nach der Verlegung der Straßenbahn in die Seitenlage in der Zeppelinstraße erheblich gestiegen. Der Untergrund sei nicht fachgerecht und das Pflastermaterial, auf dem auch die Busse verkehren, ungeeignet. Ähnliche Probleme schildern Anwohner in der Heinrich Mann-Allee, in der die Straßenbahn eine der Hauptlärmquellen ist. Die Bewohner fordern daher Tempo 30 für die Tram.
Allerdings kommt die Straßenbahn in dem in Arbeit befindlichen Lärmaktionsplan gar nicht vor. Wie der von der Stadt mit dessen Entwurf beauftragte Experte Dr. Dietmar Hunger erklärt, gehe es bei dem nach EU-Recht erforderlichen Verfahren nur um den Autoverkehr in Straßen mit über 16 500 Fahrzeugen pro Tag
In Potsdam sind das neben der B 273 die Zeppelinstraße mit bis zu 40 000 Autos, die Alleestraße-Reiterweg mit bis zu 28 000, die Behlertstraße mit 24 000 und die Breite Straße mit bis zu 51 000 Fahrzeugen pro Tag. Ebenfalls im roten Bereich befinden sich die Straßen Am Kanal, die Hegelallee, die Neuendorfer Straße und der Horstweg.
Konkrete Lärmschutzmaßnahmen will das Dresdener Büro Stadt-Verkehr-Umwelt bis Juni dieses Jahres vorschlagen. In zwei weiteren Bürgerbeteiligungen können die Potsdamer dazu noch ihre Vorschläge einbringen. Verkehrsexperte Hunger brachte das Ganze auf die auf den ersten Blick bestechende Formel: „Sie sind Betroffene, Verursacher und Akteure.“ Letzteres will besagen, dass durch Vermeiden von Autofahrten zum Bäcker oder durch langsames Fahren die Hauptquelle des Lärms zu vermeiden ist. Doch so einfach scheint die Sache nicht. Es gibt eine Menge technischer und verkehrsplanerischer Maßnahmen, die Lärm vermeiden helfen. Diese vor allem forderten die betroffenen Bürger von der Stadtverwaltung ein. Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: