Landeshauptstadt: Zu wenig Wohnungen, genügend Jobs
500 Erstsemester begannen Studium an FH / Jakobs: Alle Studenten könnten gar nicht in Potsdam leben
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Innenstadt - Rund 500 junge Männer und Frauen haben gestern ihr Studium an der Fachhochschule Potsdam (FHP) begonnen. In diesem Wintersemester werden demnach mehr als 2750 Hochschüler auf dem Campus in der Pappelallee und im Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße studieren. Dort begrüßte gestern auch Oberbürgermeister Jann Jakobs die Erstsemester. In seiner Rede hob er hervor, dass nicht alle Studenten in Potsdam leben könnten, auch wenn er sich das wünschte. Es gebe hier keine freien preiswerten Wohnungen mehr. Schon bald könnten Studenten darum gezwungen sein, ins benachbarte Berlin zu ziehen, so Jakobs.
Rund die Hälfte aller Studenten lebe bereits dort – wohl vor allem, weil sie die Großstadt attraktiver finden. Für Potsdam ein Problem, denn die Stadt will junge Menschen an sich binden, zahlt deshalb 50 Euro pro Semester an Studenten, die ihren Hauptwohnsitz hier anmelden. Wegen der Wohnungsnot wolle er diese Sonderleistung aber nicht mehr so vollmundig anpreisen wie früher, so Jakobs. Vielleicht könnten ja die FH-Studenten etwas an der Situation ändern. Sie sollten sich in die Stadt einbringen.
Das forderte auch Rektor Johannes Vielhaber, der die Studenten mit den Worten „Die Verbindung zur Hochschule ist eine Verbindung fürs Leben“ willkommen hieß. Sein Ziel sei es, möglichst viele der Erstsemester zum Abschluss zu führen. Er zitierte eine Statistik des Bundesamts, nach der die FHP zu den Top 5 der erfolgreichsten Hochschulen gehört: Rund 105 Prozent der Studienanfänger schlössen dort ihr Studium ab. Diese Quote käme zustande, weil manche Studenten erst in einem späteren Semester an die FH wechselten. Gute Aussichten zeigte auch Josef Glombik vom brandenburgischen Wissenschaftsministerium den Erstsemestern auf: Sie würden nach dem Studium vom Fachkräftemangel im Land profitieren, hätten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So wären beispielsweise mehr als 40 Prozent der heutigen Bauingenieure älter als 50 Jahre. Das Bauingenieurswesen ist nach der Sozialarbeit der zweitgrößte der 23 Studiengänge an der FHP, an der unter anderem Städtebau und Architektur, aber auch Kulturarbeit und Design gelehrt wird. Insgesamt hatten sich 3827 junge Menschen um einen Studienplatz beworben – rund 450 mehr als 2006. Die FH hat 650 von ihnen zum Studium zugelassen und geht davon aus, dass sich bis November noch weitere 100 Erstsemester einschreiben.
Juliane Wedemeyer
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