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Landeshauptstadt: Zugbrücke über Kanal

Lutz Boehnke: Wieder hergestellter Wasserlauf sollte Touristenattraktion werden

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23 Jahre ist er als Hochseefischer über die Meere gefahren, das hat die Liebe von Lutz Boehnke zu Häfen, Kanälen, Brücken und allem, was mit Schifffahrt zu tun hat, geprägt. Vor kurzem wurde der 57-Jährige für das Modell einer der Portalzugbrücken, wie sie früher den Stadtkanal überspannten, mit der Silbermedaille des Potsdamer Knobelsdorffpreises ausgezeichnet. Seit Boehnke wieder in Potsdam Anker geworfen hat, ist der Stadtkanal sein Lieblingskind geworden. Daran hat der Bauingenieur und Agaphi-Vorsitzende Norbert Blumrich Anteil, der den vorübergehend arbeitslosen Seemann in das ABM-Projekt „Potsdamer Baukunst“ einbezog, wo ihm die Dokumentation der Wasserläufe und Brücken übertragen wurde.

Bei seinen Forschungen stieß Lutz Boehnke auch auf die sieben hölzernen Portalzugbrücken, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts das Bild des Stadtkanals prägten. Sie wurden aufgezogen, wenn die so genannten Kaffenkähne mit ihren hohen Masten Baustoffe und Waren nach Potsdam brachten. Die aus Kiefernholz gezimmerten Brücken boten einen malerischen Anblick, waren allerdings sehr witterungsanfällig und mussten immer wieder ausgebessert werden. Ab 1756 ließ sie König Friedrich II. durch repräsentative Steinbrücken ersetzen, die dann Anfang der 1960er Jahre mit der Zuschüttung des Stadtkanals gesprengt und abgerissen wurden.

Mit seinem Modell der Zugbrücke möchte Lutz Boehnke nicht schlechthin an das alte Potsdam des 18. Jahrhunderts erinnern - er strebt auch die Wiedererrichtung eines solchen Bauwerks an. Dabei bewahrt der Seemann, der 2000 - 2002 einen Studienlehrgang in Bautechnik absolvierte, durchaus Augenmaß. Nicht alle sieben Brücken, sondern nur eine sollte wieder im Stadtbild erscheinen. Als Standort schlägt er die Kanaleinfahrt zwischen Havel und Kellertor vor. Die Brücke könnte in einer Halle vormontiert und ohne großen Bauaufwand eingebracht werden. So wie bei der durch den Förderverein unter Siegfried Benn begonnenen Wiederherstellung des Kanals die Geländerpfeiler durch Sponsoren finanziert werden, wäre dies auch für die Brücke möglich.

Dem Verein wolle er damit nicht ins Handwerk pfuschen, stellt Boehnke klar, der nicht nur eine Sammlung historischer Ansichten und Dokumente über den Stadtkanal angelegt hat, sondern auch jeden Baufortschritt mit der Kamera verfolgt. Er sei aber der Ansicht, dass die Wiederherstellung des Wasserlaufs mit einer touristischen Konzeption verbunden werden müsse. In Kapstadt (Südafrika) hat er gesehen, wie aus dem verfallenen Hafenviertel „Waterfront“ auf diese Weise ein gefragtes Ausflugsziel geworden ist. Boehnke stellt sich vor, dass die Portalzugbrücke schon von weitem auf die Einfahrt zum Stadtkanal hinweist. Hier könnten ein Restaurantschiff oder ein schwimmender Blumen- und Souvenirladen Touristen anziehen. Alljährlich sollte ein Fischerfest veranstaltet werden. Lutz Boehnkes Traum wäre, am wiederhergestellten Stadtkanal als Kanalmeister für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen und die touristischen Projekte mit auf den Weg zu bringen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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