Landeshauptstadt: Zukunft ins Dunkel malen
Projekt der Comenius-Schule: Die Zukunft mit Light-Painting fotografieren
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Sebastian fährt auf einer Straße aus gelbem Licht. Das rot leuchtende Stoppschild lässt er schnell hinter sich. Gespannt schaut der 17-Jährige auf den Weg, der vor ihm liegt, er sitzt im Dunkeln auf einem Stuhl und hält sein Knicklicht-Lenkrad fest in der Hand, während um ihn herum zwei Männer mit bunten Lampen wuseln. Sein Traum für die Zukunft ist klar: Er will den Führerschein machen.
Sebastian ist einer der acht Schüler der Klasse W2 der Comenius-Förderschule, die sich unter dem Titel „Licht und Schatten – was die Zukunft bringt“ mit ihren Zukunftsträumen und -ängsten auseinandergesetzt haben. Dabei sind durch das sogenannte Light-Painting 14 künstlerisch imposante Bilder entstanden, die jetzt in der Schule ausgestellt werden. Sie können unter Voranmeldung auch während der Ferienzeit besichtigt werden.
Beim Light-Painting können mit einer entsprechend langen Belichtungszeit der Kamera mit kleinen Lichtquellen phantasievolle Bilder und Formen „in die Nacht“ gemalt werden. Fast eine Woche lang malten die 17 bis 19-Jährigen gemeinsam mit ihren Lehrern und Schulsozialarbeiter Guido Burck. Die Fotos und der dabei gedrehte Film, der Entstehung und Gedanken der Schüler zeigt, waren das Abschlussprojekt der Klasse.
Dass die Träume der Schüler so bunt und vielfältig sind wie die Jugendlichen selbst, zeigen die Fotos. Der Traum von Nicole beispielsweise ist es, Kindern im Ausland zu helfen. Das Foto zeigt die junge Frau verträumt in die Ferne schauend, in einer Hand hält sie eine Fahrradleuchte, mit der sie um sich herum ein großes, rotes Herz zeichnet. Steven hingegen träumt von der „weiten Welt“. Der Schüler möchte mit seinem Wohnmobil reisen und neue Länder erkunden. Auf seinem Foto ist deshalb auch ein Globus zu sehen, er selbst läuft mit bunten Leuchtstäben in der Hand, wie auf der Durchreise – und wird erst an der Stelle scharf, an der er schon beinahe aus dem Bild herausgelaufen ist.
Bevor es losgehen konnte, musste die Gruppe jedoch erst einmal die Aula abdunkeln. Sie verhängte die Fenster und verklebte mit Tape alle Ritzen bis der Raum dunkel genug war. Wie viele Rollen Klebeband die Schüler dabei verbraucht haben, weiß Guido Burck gar nicht mehr. „Es müssen etliche gewesen sein, jeder Lichtspalt an den Fenstern musste zugeklebt werden“, erzählt er. Dann konnten die Aufnahmen beginnen. Mit Lavalampe oder Fahrradleuchten wurde gemalt. „Wir haben sogar unseren Weihnachtsstern benutzt“, erzählt Schüler Jens grinsend. Er ist immer noch begeistert vom Fotoshooting in der Dunkelheit. Sein Bild zeigt ihn mit seiner bunt leuchtenden E-Gitarre. Die stand schon länger bei dem Siebzehnjährigen herum. Als er sie für die Aufnahmen mit in die Schule brachte, reparierte und stimmte Sozialarbeiter Burck das Instrument: „Ich habe ihm drei Griffe gezeigt, jetzt spielt Jens fast täglich.“ Der Schüler habe die Träume aus dem Fotoshooting also gleich selbst wahrgemacht.
Ganz so weit ist es bei Sebastian nicht. Bis er seinen Führerschein in der Tasche hat, wird er wohl noch einige Hürden überwinden müssen.Johanna Wehkamp
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