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Landeshauptstadt: „Zum Aufstieg verklagt“

Streit um Nutzung des Babelsberg-Fußballstadions vor dem Landgericht, Spielbetrieb betroffen

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Verhärtete Fronten im Streit um den Babelsberger Fußball: Der SV Babelsberg 03 als Eigentümer des Karl-Liebknecht-Stadions ist von Anwohner Professor Uwe Vock vor dem Landgericht Potsdam verklagt worden. Laut der 13-seitigen Anklageschrift soll der Verein dafür Sorge tragen, dass künftig die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten werden und sowohl die Lärm- als auch Licht- und Geruchsbelästigung gegenüber den Anwohnern aufhört. Derzeit prüft der Verein die Errichtung einer Lärmschutzwand hin zu den Nachbarn in der Grenzstraße. Juristisch vertreten wird der Verein durch Ulrich Wenzel, der innerhalb der Klagefrist den Standpunkt des Vereins erwidern will. Wenzel kennt die Vorfälle aus seiner Zeit als Insolvenzverwalter des Vereins. Er rechnet mit einer Verfahrensdauer von zwei bis drei Jahren. Der 48-jährige Kläger, Uwe Vock, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Schöneres Babelsberg“ und seit Anfang der 90er Jahre in der Grenzstraße wohnend, stützt sich in seiner Klage auf eigene Aufzeichnungen und Messungen sowie die 18. Immissionsschutzverordnung. In diesem Jahr wird es dadurch zu Spielverlegungen des Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam kommen. Denn die Verordnung sagt aus, dass in den gesetzlich geregelten Ruhezeiten (darunter sonntags von 13 bis 15 Uhr) genau 18 Ausnahmefälle pro Jahr stattfinden dürfen, in denen die Nachbarn in ihrer Ruhe gestört werden. Bis dato zählte das Landesumweltamt 17. Turbine muss daher entweder die Bundesligapartie am 1.Dezember oder das DFB-Pokalspiel am 12. Dezember außerhalb der Ruhezeiten, also zu fußballunüblichen Zeiten, bestreiten. Für Stadioneigentümer Babelsberg 03, der die Immobilie auf Erbbaupachtbasis von der Stadt übernommen hat, wird der angestrebte Aufstieg in die Regionalliga nun zum Muss, will man künftig derartigen Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen. Vereinspräsident Rainer Speer sagte nach Eingang der Klageschrift am 11. November: „Wir sind nun zum Aufstieg verklagt.“ Denn in der Regionalliga finden die Spiele im „Karli“ nicht mehr sonntags, sondern sonnabends statt. Und da gibt es in der Mittagszeit keine Ruhezeiten.

Als ersten Schritt zu einem besseren Klima zwischen Anwohnern und Verein hat der SVB 03 nach Aussagen Speers die Stadion-Lautsprecheranlage vom Landesumweltamt einstellen lassen, um weniger Geräusche in die Umgebung zu senden. Nun werden auch noch die Flutlichtmasten, die im „Ruhezustand“ abgeknickt sind, mit Stoffen verhangen. Denn bei einer bestimmten Sonnenstellung sollen die Strahlen ins Haus von Vock in der Grenzstraße reflektieren. Auch haben die Anwohner in ihren Gärten eine Lärmmessanlage stehen.

Reiner Speer, auch Finanzminister des Landes, will nun das persönliches Gespräch mit Vock suchen, um eine außergerichtliche Einigung zu erreichen. Seit dem ersten Schriftwechsel mit Beschwerden im November 2000 haben laut SVB-Geschäftsführer bereits Detlef Kaminski und der frühere Manager Oskar Kosche versucht, die Wogen zu glätten. Ohne Erfolg. Der Kläger selbst will zu den Vorfällen keine öffentliche Stellungnahme abgeben. Jan Brunzlow

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