Von Guido Berg: Zum Hörsaal nur über die Straße
Privatinvestor baut 365 neue Studentenwohnungen im Bornstedter Feld / Vermietung ab Winter 2012
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Bornstedter Feld - Der Markt reagiert: Erst im Juni war eine Umfrage unter Potsdamer Studenten bekannt geworden, wonach neun Prozent der Potsdamer Studenten, die nicht in einem Wohnheim wohnen, sich dennoch einen Platz in einem Wohnheim wünschen. Bei über 20 000 Studenten in Potsdam bedeutet dies einen zusätzlichen Wohnheimbedarf von knapp 2000 Plätzen.
Gestern nun hat ein privater Investor den Bau von 365 Wohnheimplätzen im Bornstedter Feld angekündigt. Bis zum Wintersemester 2012 sollen die vier Wohnheime gegenüber dem Campus der Fachhochschule „an den Start gehen“, sagte Andreas R. Becher vom Architekturbüro Becher und Rottkamp. Als Investitionssumme inklusive Kauf des 9000- Quadratmeter-Grundstücks vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld nannte Becher 18 bis 20 Millionen Euro.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) begrüßte das Projekt, zeige es doch, dass „der Bau und Betrieb von Studentenwohnungen in Potsdam wirtschaftlich betrieben werden kann“. Die Nachfrage nach Studentenwohnungen in Potsdam sei hoch. Jakobs: „Dem steht derzeit kein befriedigendes Angebot gegenüber.“ Auch mit den 200 neuen Wohnheimplätzen, die mithilfe des Konjunkturpaketes II vom Studentenwerk derzeit in Golm geschaffen werden, werde der Bedarf nicht gedeckt sein. Der Oberbürgermeister geht davon aus, dass Bechers Vorhaben „Modellcharakter“ trägt und weitere Investoren „anlocken“ wird.
Wie Investor Becher versicherte, sehe das Studentenwerk sein privates Engagement nicht als Konkurrenz. Rektoren und Dekane beteuerten ihm „händeringend“, dass sein Angebot willkommen sei. Entwicklungsträgerchef Erich Jesse lobte den Standort an der Kiepenheuerallee/Ecke Jochen-Klepper-Straße. Die Studenten müssten nur über die Straße gehen, um in den Hörsaal zu gelangen. „Wer am nächsten dran wohnt, schläft am längsten“, so Jesse. 11 000 der an Potsdamer Hochschulen Studierenden wohnen derzeit noch in Berlin. Der Umfrage zufolge fahren 70 Prozent der nicht in Potsdam lebenden Studenten länger als eine Stunde bis zu ihrem Potsdamer Hochschul-Standort.
Architekt Becher hat für das Projekt eigens die Green Dorms Potsdam GmbH und Co. KG gegründet. Mitgesellschafter ist der Ingenieur Nikolaos Hatzijordanou, derzeit Senior-Projektleiter für die Hochtief Construction AG beim Projekt „Potsdamer Zwillinge“ – dem Ärztehaus in der Berliner Vorstadt – sowie beim Parkhaus-Neubau in der Hebbelstraße. Konkret werden drei Wohnheime etwa eine Länge von 50 Metern haben, ein Wohnheim eine Länge von 33 Metern. Die Bauweise werde „ökonomisch“ sein; die Blöcke „keine Vorsprünge“ haben. Lediglich die Giebelseiten, die der Straße zugewandt sind, sollen Balkone erhalten. Die anderen Apartments erhalten französische Fenster, aber keine Balkone. Die 16 bis 24 Quadratmeter großen Wohnungen werden Becher zufolge je nach Ausstattung für 350 bis 400 Euro pro Monat vermietet. Inklusive sei die Nutzung etwa des Waschsalons und des kabellosen Internet-Anschlusses. Jede Einheit wird laut Becher über eine industrielle vorgefertigte Nasszelle verfügen. Gemeinschafts-Bäder werde es lediglich in Wohngemeinschafts-Apartments geben. Gegenwärtig verhandele er mit vier potenziellen Betreibern, so Becher.
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