zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Zum Lachen?

Dirk Becker zur Personalie Schmidt-Roßleben v.s. Fischer und einem 50-Millionen-Euro-Kulturstandort ohne ein Management und Marketing

Stand:

Seit Donnerstag ist Martin Schmidt-Roßleben wieder zurück von Kuba. Doch zu erreichen ist er nicht. Der zwangsbeurlaubte Beauftragte für den Standort Schiffbauergasse schweigt. Schade. Gern hätte man ihn zum aktuellen Stand in der Auseinandersetzung Schmidt-Roßleben v.s. seinem Arbeitgeber, der Stadtverwaltung in Person der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer, befragt. Die Geschichte um seine Dienstreise nach Havanna, die dann eine Dienstreise wider besseres Wissen wurde. Das Hin und Her der fristlosen Beurlaubung, von der Schmidt-Roßleben erst auf Kuba erfahren haben soll. Die Aussagen der Stadt, dort wisse niemand, wo sich der Standortbeauftragte aufhalte und weitere Fragen mit dem Standardsatz abgebügelt wurden: Zu Personalangelegenheiten äußern wir uns in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht – all das gab dieser Personalie einen derart herrlich possenhaften Charakter, dass im Grunde nichts gegen eine Fortsetzung dieser Geschichte sprach.

Nun schweigt Schmidt-Roßleben aber. Er wird seine Gründe haben, schließlich geht es hier um seinen Arbeitsplatz. Somit bleibt diese Personalposse vorerst ohne weiteren Humoreffekt. Dafür kann man Schmidt-Roßleben nur dankbar sein. Denn hinter der Fassade dieser bizarren Auseinandersetzung um Kompetenzen und Befindlichkeiten geht es um ein viel zu ernstes Problem, als dass es von einer solchen Lachnummer überlagert werden sollte: Dem Standortmanagement und -marketing für die Schiffbauergasse.

Für rund 90 Millionen Euro wurde die Schiffbauergasse in den vergangenen Jahren saniert. Geld, das vorwiegend aus Fördertöpfen der Europäischen Union stammt und an entsprechende Auflagen gebunden ist, die auch ein wirkungsvolles Standortmanagement und -marketing beinhaltet. Doch wirkungslos blieben in den vergangenen Jahren die wiederholten Hinweise, Forderungen und dringlichen Appelle an die Stadtverwaltung, doch endlich das nötige Standortmanagement und -marketing auf den Weg zu bringen. Vertröstende Worte, wiederholt wie eine Mantra, gab es zur Antwort. Und in regelmäßigen Abständen kritische Wortmeldungen von Schmidt-Roßleben, dem Standortbeauftragten, der seit acht Jahren keine Stellenbeschreibung und demzufolge auch keine Zuständigkeiten hat, um wirkungsvoll für die Schiffbauergasse zu arbeiten. Dass es nun zum Eklat zwischen Schmidt-Roßleben und Fischer kam, hat seine Ursache in dieser haarsträubenden Situation. Ein 50-Millionen-Euro-Kulturstandort ohne ein Standortmanagement und -marketing! Da vergeht einem ganz schnell das Lachen über die Personalie Schmidt-Roßleben v.s. Fischer.

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })