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Landeshauptstadt: „Zum Schluss hatte ich 25 000 Euro Schulden“

Wie ein dreißigjähriger Potsdamer mit Hilfe der Schuldnerberatung seinen Weg aus den finanziellen Problemen fand

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Wie ein dreißigjähriger Potsdamer mit Hilfe der Schuldnerberatung seinen Weg aus den finanziellen Problemen fand Er hat ein Ziel vor Augen: Das Jahr 2009. Dann möchte er seine Schulden bis auf den letzten Cent zurückgezahlt haben. Zurzeit sieht es so aus, als ob er das schaffen könnte. Letztendlich hängt es davon ab, ob er seine Arbeit behält und den täglichen Willen, durchzuhalten. Der Potsdamer ist einer von vielen, die sich überschuldet haben. Der junge Mann ist optimistisch. Lange hat ihm die Not auf der Seele gelegen. Schlaflose Nächte und Ratlosigkeit wechselten einander ab, die Sorgen drohten ihn „aufzufressen“. Noch vor eineinhalb Jahren hätte er nicht gewusst, wie er aus der Schuldenfalle kommt, in die er nach der Wende geraten war. Damals lockten ihn die bunten Bilder der Kataloge. Der heute Dreißigjährige schaffte sich eine Musikanlage mit so mancher Raffinesse an. Welche Risiken mit Krediten verbunden sind, daran dachte er nicht. Dann wurde ihm zum ersten Mal gekündigt. Zum Glück kam der Maschinist gleich wieder in einem großen Potsdamer Unternehmen unter. Nach seinem Unfall investierte er in ein neues Auto. Zeitgleich riet ihm die Hausbank zu Anlagen für die Altersvorsorge. Also legte er ein Teil seines Einkommens an. Irgendwann hat er wohl den Überblick verloren. Eines Tages meldete sich eine Inkassofirma, die für ein Telefonunternehmen arbeitete. Er handelte Ratenzahlungen aus. Das war nur der Anfang. „Zum Schluss hatte ich fast 25 000 Euro Schulden.“ In dieser Zeit verlor er zum zweiten Mal seinen Arbeitsplatz. Nach einer Umschulung bekam er eine befristete Stelle als Elektroinstallateur. Die finanzielle Last lag bedrohlich auf seinen Schultern. Die Scham war groß. So richtig traute er sich nicht über seine Probleme zu sprechen, „über Geld redet man ja nicht“. Dennoch machte er sich auf die Suche nach Hilfe und fand den Weg zur Schuldnerberatung des Arbeitslosenverbandes Land Brandenburg. Leicht sei es ihm nicht gefallen. Kostenlos und unbürokratisch wurde er beraten. Professionelle Mitarbeiter halfen, die Finanzen zu ordnen und eine Prioritätenliste für die Schuldentilgung aufzustellen. Eine Bedingung sei gewesen, keine neuen Schulden zu machen. Ihm wurde geraten die Firmen, bei denen er noch Geld offen habe, anzuschreiben. Er sollte sich erklären, seinen guten Willen zeigen und in den Schreiben erwähnen, dass er die Schuldnerberatung in Anspruch nehme. Die vielen Anschreiben haben sich letztlich gelohnt. Sein Kreditinstitut und diverse Versandhäuser ließen mit sich reden. Zwar waren manche Zugeständnisse mit Bedingungen, wie der Offenlegung der finanziellen Situation verbunden – doch: „Ich wollte meine Probleme in den Griff kriegen“, sagt der Potsdamer heute. Zur Schuldenbewältigung kamen andere Probleme: Zum dritten Mal verlor er seinen Arbeitsplatz – und hatte erneut Glück: Ein neuer Arbeitgeber lies sich auf einen Arbeitnehmer mit Schulden ein. Nun hat er eine unbefristeten Anstellung. Besonders erdrückend seien für ihn seine anlaufenden Ausstände beim Vermieter gewesen. Seine Schuldenberaterin riet beim Sozialamt einen Antrag auf Geld zur Begleichung der entstandenen Mietschulden zu stellen. Diese Hilfe sei ihm unbürokratisch zuteil geworden. 700 Euro wurden ihm zugesprochen, die er eines Tages begleichen muss. „Das bewahrte mich vor der Obdachlosigkeit.“ In fünf Jahren hofft der Potsdamer seine Schulden zurückgezahlt zu haben. Aus seiner existentiellen Erfahrung habe er gelernt. Nun wisse er, dass in der Gesellschaft durchaus Ansprechpartner vorhanden sind, die einem beim Ordnen der Angelegenheiten helfen. Man müsse sich nur trauen. Dankbar sei er für das Vertrauen, dass ihm entgegengebracht wurde. Dieses möchte er nicht enttäuschen. Zu der verlockenden Welt des Konsums hat der Potsdamer nun ein anderes Verhältnis: „Heute überlege ich, was ich wirklich brauche.“ Trotz Schulden kann der Potsdamer jetzt wieder Pläne für die Zukunft schmieden: Gern möchte er eines Tages mit seiner Freundin in eigenes Häuschen ziehen. Dafür werde er sparen, „noch einmal möchte ich mich nicht verschulden“.Ulrike Strube

Ulrike Strube

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