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Homepage: Zunehmende Gewalt auch von Mädchen Prof. Angela Mickley über Konfliktmanager der FH

Frau Prof. Mickley, Sie lassen Polizisten, Lehrer und Sozialarbeiter gemeinsam singen, damit sie Jugendlichen zeigen können, wie sich gewalttätige Konflikte vermeiden lassen.

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Frau Prof. Mickley, Sie lassen Polizisten, Lehrer und Sozialarbeiter gemeinsam singen, damit sie Jugendlichen zeigen können, wie sich gewalttätige Konflikte vermeiden lassen. Wo ist hier der Zusammenhang? Selbstwertgefühl und kulturelle Orientierung wird entwickelt. Singen ist eine von drei Kreativ-Methoden, um den Gruppenprozess des gemeinsamen Lernens zu unterstützen. Die Teilnehmer lernen (viele erinnern sich auch), dass auf einfache Weise eine Gruppe zusammen Spaß haben und Hemmschwellen abbauen kann, sowie Stressmanagement. Die Rechtsextremen nutzen die Methode auf ihre Weise. Allerdings singen wir im Gegensatz zu ihnen auch in anderen Sprachen, zum Beispiel Russisch, Polnisch oder auch Kisuaheli, anlässlich eines Konfliktes in den ein Kenianer verwickelt war. Was vermitteln die Konfliktlotsen den Jugendlichen, welche Übungen gibt es? Sie vermitteln im Streit zwischen Jugendlichen. An Schulen unterstützen sie die gewaltfreie Interessenäußerung und machen deutlich, wir regeln unsere Konflikte nicht durch Gewalt und Ausgrenzung. Konfliktlotsen können nachfragen, wenn sie was nicht verstehen, sie können Leute unterbrechen und beruhigen. Sie können vor allem neutral bleiben. Sie haben viele Worte für schwierige Gefühle nicht nur cool und uncool. Sie können auf andere zugehen und Hilfe anbieten. Das ist mehr als viele Erwachsene können. Lässt sich überhaupt noch etwas machen, wenn die Familie in der Erziehung zur Gewaltfreiheit versagt hat? Ja, weil die Jugendlichen sich auch und mit zunehmendem Alter vermehrt an Gleichaltrigen und Älteren orientieren, deswegen setzen wir auf Peer education, die Jugendliche durch Gleichaltrige informiert. Konflikte nach festen Regeln auszutragen und sich zu einigen, ist beliebt und wird schnell als extra Kompetenz geschätzt. Jüngst gab es eine Gewalteskalation zwischen linken und rechten Jugendlichen in Potsdam. Lässt sich ihr Konzept auch auf solche Konflikte anwenden? Sicher kann zwischen rechten und linken Jugendlichen zu bestimmten Themen vermittelt werden, das haben Teilnehmer aus Cottbus schon getan. Es gab so etwas wie eine Terrainaufteilung, die Gruppen ließen sich nach der Mediation mehr in Ruhe. Sie haben Erfahrungen in Nordirlandkonflikt und Südafrika sowie Namibia gesammelt. Eine Hilfe bei der Arbeit in Brandenburg? Gibt es Parallelen? Jugendalter ist überall schwierig, die Kooperation der drei Berufsgruppen ebenfalls, da können oft ähnliche Ansätze genutzt werden, mit denen ich in Nordirland schon gute Erfahrungen gemacht habe. Wieso fußt ihr Projekt bislang in der Uckermark und der Lausitz, sind dies Brennpunkte von Jugendgewalt? Die Uckermark hatte erhöhte Zahlen, aber inzwischen arbeiten wir dort, wo die Landkreise mit uns kooperieren und uns anfragen. Nimmt die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen tatsächlich zu? Studien zufolgen verändert sich die Art der Gewalt: noch brutaler und in Gegenwart oder unter Beteiligung von Mädchen. Welche Ursachen hat dies? Es ist eine Reaktion auf die Vernachlässigung von Jugendlichen im Prozess des Erwachsenwerdens. Sie brauchen Grenzen, aber nicht auf autoritäre Weise. Sie wollen kritisch begleitet werden, suchen die Auseinandersetzung und vermeiden Bevormundung. Dabei stehen ihnen nur wenige Erwachsene zur Seite. Wir arbeiten dafür, dass es wieder mehr werden. Sind Sie angesichts der Gewaltbereitschaft unter der Jugend verzagt oder sehen Sie umsetzbare Lösungen? Es gibt viele gute Ansätze, die nicht nur punktuell, sondern flächendeckend als Paket angewandt werden müssen. Soziales Lernen, Konfliktlotsen für die normalen Jugendlichen, Anti-Aggressivitäts-Training und Coolnesstraining sowie Täter-Opfer-Ausgleich für die Mehrfachauffälligen. Das Interview führte Jan Kixmüller

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