Von Tobias Reichelt: Zur Titelverteidigung nach Brasilien
Potsdams Mädchen-Fußballnachwuchs tritt ab Sonntag bei der Schul-WM an
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Frauen und ihr Reisegepäck: „Am Samstagabend vor der Abreise geht es auf die Waage – mit Taschen“, sagt Bettina Stoof. Mehr als nur einmal hat die Mannschaftsbetreuerin ihre Nachwuchsfußballerinnen der Potsdamer Sportschule auf die 20-Kilo-Gepäckbegrenzung für den Langstreckenflug nach Brasilien hingewiesen. „Für manche wird das vielleicht ein Problem“, sagt Stoof. Deshalb sind ihre Vorgaben streng: Außer Trainingsanzügen, Fußballschuhen, Trikots, Stutzen und Hosen sollen je nur zwei T-Shirts und zwei Hosen in den Koffer – mehr wird nicht gebraucht, denn viel freie Zeit werden die jungen Fußballerinnen auf ihrer Reise nach Südamerika nicht haben.
Am Sonntagmorgen brechen die U17-Juniorinnen der Sportschule am Luftschiffhafen mit einer kleinen Auswahl von U15-Spielerinnen auf in die brasilianische Hafenstadt Fortaleza. Hier, an der Küste Brasiliens, geht es bei tropischen Temperaturen für die Potsdamerinnen um die Verteidigung des Schulweltmeistertitels. Der ging zweimal nach Potsdam – zuletzt vor zwei Jahren, als im türkischen Antalya gespielt wurde.
Mit dabei war als einzige Spielerin Jennifer Lüdicke. „Man hat so was einfach noch nicht miterlebt“, sagt die heute 16-jährige Innenverteidigerin. Für die Schule zu spielen und im Ausland vor bis zu 800 Zuschauern Deutschland zu vertreten – „das ist nicht vergleichbar mit einem Punktspiel“, sagt Lüdicke. Auch Stürmerin Joana Beckers ist nervös. Es ist ihr erster „Auslandseinsatz“. Ziel ist das Finale. „Dorthin zu kommen wird aber nicht leicht“, sagt die 16-Jährige.
Die Sportschule Potsdam spielt in der Vorrunden-Gruppe B – einer von insgesamt vier Gruppen. Die Mädchen treten gegen Schulmannschaften aus Dänemark, Italien, Griechenland, Peru und Chile an. Im Halbfinale oder Endspiel könnten China, Schweden oder Brasilien warten. Gespielt wird jeden Tag – nur einmal gibt es frei. Insgesamt dauert die exotische Reise neun Tage. Möglich wurde der Ausflug, weil auch die Deutsche Bank die Reise mit 10 000 Euro mitfinanziert.
„Die Aufregung ist groß“, sagt auch Betreuerin Stoof. Seit einer Woche fragen sie die Mädchen Löcher in den Bauch, zum Gepäck, zum Flug, zu Land und Leuten. „Da muss man sich Zeit nehmen“, sagt Stoof. Am Sonntagabend Ortszeit treffen die Spielerinnen in Brasilien ein.
Eine besondere Vorbereitung gab es nicht, sagt Trainer Sven Weigang. In den vergangenen drei Wochen wurden aber sieben Pflichtspiele absolviert. „Das war Härtetest genug.“ Zumal die WM-Fahrerinnen noch am gestrigen Mittwochabend mit zwei Turbine-Mannschaften in Punktspielen aktiv waren. Die U17 spielte beim SV Falkensee-Finkenkrug 2:0, die U15 daheim gegen den FC Falkensee 08 sogar 11:0. Beide Spiele wurden vorgezogen, da die Potsdamerinnen ja am Sonntag nach Südamerika abheben. Da gehe es nicht um Punkte, sagt Weigang, sondern um den WM-Pokal. Vielleicht geht der dann ja als Handgepäck durch.
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