
© Olaf Mölödner
Von Thomas Gantz: Zurück auf dem Boden der Realitäten
Der SC Potsdam verlor am Samstag sein Heimspiel in der Volleyball-Bundesliga der Frauen gegen den SV Sinsheim mit 1:3
Stand:
Diese Niederlage bereitete Verdruss. Nicht nur den Spielerinnen und deren Anhängern, sondern natürlich auch Michael Merten. Der Cheftrainer der Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam flüchtete sich nach dem 1:3 (23:25, 22:25, 25:14, 22:25) gegen den SV Sinsheim am vergangenen Samstag ein Stück weit in Galgenhumor. „Im ersten Satz hatten wir überhaupt keine Chance. Wir wurden heute nach unserem sehr guten Saisonstart auf den Boden zurück geholt und müssen jetzt die Realitäten sehen. Uns vor dem heutigen Spiel die Rolle eines klaren Favoriten zukommen zu lassen, war bar jeder Logik. Wer Sinsheim kennt, kann das einordnen.“ Dies waren Mertens Kerngedanken im Pressegespräch, nachdem der SC Potsdam im fünften Spiel der laufenden Saison vor 350 Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee erstmals überhaupt für deutlich greifbare sportliche Ernüchterung gesorgt hatte.
Die Frage, ob die sehr selbstbewusst auftretenden Gäste so viel stärker als vorhersehbar waren, oder die Gastgeberinnen sich vom ihrem bisherigen Saisonverlauf blenden ließen und sich in gewissem Umfang selbst besiegten, ließ sich vorgestern nicht eindeutig beantworten. Die Wahrheit lag irgendwo zwischen diesen Extremen. Versuche, die Mittelblockerin Melanie Iwansky für die Partie gegen den Erstliga-Mitaufsteiger des vergangenen Jahres fit zu bekommen, waren im Vorfeld gescheitert. Der SC verfügte somit nicht über ein entsprechendes Pendant, mit dem man den augenscheinlichen Reichhöhen-Vorteilen des SV Sinsheim hätte wirksamer beikommen können. Dazu kam, dass die SC-Nationalspielerin Patricia Grohmann doch erhebliche Probleme gegen den Sinsheimer Block hatte, in dem die Kanadierin Marisa Field und Julia Prus auch Laura Weihenmaier oder auch Kristina Schlechter manches Mal zur Verzweiflung trieben. Wesentlich unbeeindruckter agierte da mit Anika Zülow ausgerechnet die mit 1,74 körperlich kleinste der Potsdamer Angreiferinnen. Die 22-Jährige wurde hinterher ebenso wie Marisa Field von den beiden Trainern zu den besten Spielerinnen gewählt.
Im ersten Abschnitt konnten die Gastgeberinnen kaum Angriffsdruck aufbauen und lagen beim 10:18 schon fast hoffnungslos zurück. Sie fingen sich jedoch. Durchgängig wie erhofft spielte das Team jedoch nur im dritten Abschnitt, in dem der SV Sinsheim überfordert wirkte. Gästetrainer Rudi Sonnenbichler bedrückte dies hinterher naturgemäß nicht. „Wir haben in der vergangenen Saison gegen Potsdam beide Spiele mit 2:3 verloren. Heute wollten wir das unbedingt gerade biegen und sind froh, dass uns das auch mit Blick auf unsere lange Rückfahrt gelungen ist. Das war ein sehr wichtiger Sieg“, sagte er. Tatsächlich kostete der ganze Tross des badischen Bundesligisten den Triumph in Potsdam, es war der erste überhaupt in der laufenden Saison, ausgiebig aus. Erst gut anderthalb Stunden nach Spielende setzte sich dessen Mannschaftsbus in Bewegung.
Apropos Bewegung. Der SC Potsdam reist am Mittwoch noch zum SWE Volleyteam Erfurt (20 Uhr, Sporthalle des Gymnasiums Pierre de Coubertin). Um dort zum vierten Saisonsieg zu kommen, müssen sich zur auch gegen Sinsheim vorhandenen kämpferischen Bereitschaft wieder Frische und Konzentration gesellen. In diesem Zusammenhang differierten die Leistungen der einzelnen SC-Spielerinnen vorgestern zu sehr voneinander.
Thomas Gantz
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