
© Andreas Klaer
Potsdam: Zusätzliche Haltestangen
Verkehrsbetrieb ist mit der Variobahn zufrieden, kauft alle 18 Stadler-Trams, lässt aber auch nachrüsten
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Die Indienststellung der neuen Variobahn beim Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP verläuft bisher erfolgreich. Lediglich der Innenraum sei „gewöhnungsbedürftig“, wie Fahrgastreaktionen zeigten. Diese erste Bilanz zog gestern ViP-Chef Martin Grießner nach dem ersten viermonatigen Alltagseinsatz der Niederflurstraßenbahn des Berliner Herstellers Stadler. Derzeit wurden sechs Variobahnen an den ViP ausgeliefert. Vier fahren bereits im Linieneinsatz, zwei sind gerade in der technischen Abnahme, erklärte der ViP-Chef. Bis 2014 werden insgesamt 18 Variobahnen in Potsdam fahren. Wie Grießner informierte, habe der ViP-Aufsichtsrat jüngst den Kauf auch der dritten Options-Tranche positiv entschieden. Für die ersten zehn gelieferten Stadlerbahnen zahlt der ViP 2,5 Millionen Euro pro Fahrzeug. Für weitere vier Trams müssen 2,6 Millionen Euro aufgebracht werden; die letzte Tranche über vier Variobahnen kostet 2,7 Millionen Euro pro Tram.
Die „Gewöhnungsbedürftigkeit“ des Innenraums bezieht sich Grießner zufolge insbesondere auf den großen freien Innenraum, der die Möglichkeit bietet, zwei bis maximal vier Rollstuhlfahrer gleichzeitig Platz zu bieten. Der Combino von Siemens, die andere in Potsdam eingesetzte Niederflurbahn, könne nur einen Rolli-Fahrer mitnehmen. Der freie Innenraum der Variobahn bot Fahrgasthinweisen zufolge jedoch nicht genügend Möglichkeiten zum Festhalten. Der ViP werde darauf reagieren und zusätzliche Haltestangen und -laschen anbringen lassen. Die von Stadler noch zu liefernden Trams werden gleich damit ausgerüstet, die bereits in Potsdam eingesetzten Bahnen sollen mit den zusätzlichen Haltemöglichkeiten nachgerüstet werden, kündigte Grießner an.
Der Wegfall von Sitzplätzen zugunsten der Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen stellt Grießner zufolge „einen vernünftigen Kompromiss“ dar angesichts der Tatsache, dass der durchschnittliche Fahrgast nur sechs Haltestellen weit fahre. Die Potsdamer Variobahn verfügt über 118 Steh- sowie 57 Sitzplätze. Ein Sitz werde anstelle einer bisherigen Gepäckablage hinzukommen. Installierten Fahrgastzählanlagen zufolge ist eine Variobahn im Durchschnitt mit 70 bis 80 Fahrgästen besetzt. Demnach können Dreiviertel der Fahrgäste sitzen, stellte ViP-Fahrplanmanager Steffen Ott fest. In Spitzenzeiten seien 160 Fahrgäste an Bord.
Weitere ViP-Reaktionen auf Fahrgastinformationen: Auf Mutter-Kind-Sitze soll künftig mit Piktogrammen hingewiesen werden. Grießner: „Es war nie gedacht, dass da zwei Erwachsene Platz nehmen.“
Der Innenraum der Variobahn werde von den Fahrgästen als leise wahrgenommen. Die Geräuschentwicklung im Außenbereich sei „zufriedenstellend“, erklärte der ViP-Chef: „Es sind keine Beschwerden gekommen.“ Die Messwerte seien „besser als gesetzlich vorgeschrieben.“ Laut Rainer Munack von der Fahrzeuginstandhaltung des ViP habe es anfangs Probleme mit Kompressoren gegeben, die von Stadler behoben wurden. Ob die Fahrgast-Klimaanlage gut funktioniert „müssen wir im Sommer sehen“, sagte Munack, „bisher wurde nur die Heizung beansprucht“.
Indes stehen bei den Tramfahrern die installierten Rücksichtkameras hoch im Kurs, mit denen die Variobahnen anstatt der Rückspiegel ausgerüstet sind. Munack: „Die Kameras wünschen sich die Fahrer jetzt auch für die Combinos.“
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