Landeshauptstadt: Zuviel sozialer Brennstoff
Turmstraßen-Anwohner gegen Pläne der Verwaltung
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Auf heftigen Widerstand der Nachbarn der Turmstraße 55/56 stieß die Verwaltung bei einem Vorort-Termin am Dienstag. In das im April 2006 eingerichtete Übergangsheim für jüdische Kontingentflüchtlinge will die Stadt das AWO-Familienhaus sowie eine Bleibe für obdachlose Jugendliche unterbringen. Offenbar zu viel sozialer Brennstoff, wie die Sozialbeigeordnete Elona Müller im Fachausschuss am Dienstagabend selbstkritisch anmerkte. Deshalb habe sie den Anwohnern versprochen, für die Unterbringung von rund 20 wohnungslosen Jugendlichen unter 25 Jahren eine Alternative zu suchen, die in keinem Fall aber Obdachlosenheim Lerchensteig heiße.
In der Turmstraße am Stern herrscht inzwischen Leerstand. Ursprünglich waren die beiden Häuser für rund hundert jüdische Emigranten ausgelegt, erklärte Müller. Nach Jahren starken Flüchtlingszustroms kämen heute nicht mehr so viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Potsdam. Die Verwaltung müsse nunmehr nur noch 30 Plätze für die Kontingentflüchtlinge vorhalten. Den nun freien Raum würden die Bewohner des AWO-Familienhauses im August beziehen. Das Haus in der Berliner Straße sei nicht mehr geeignet, erklärte die Beigeordnete. Im Haus der Arbeiterwohlfahrt lernen von Obdachlosigkeit bedrohte Familien wieder auf eigenen Beinen zu stehen.
Da ohnehin zwei Sozialarbeiter als Betreuer in der Turmstraße tätig sind, könne hier eine Art soziales Kompetenzzentrum entstehen, sagte Andreas Ernst, Fachbereichsleiter für Soziales. Allerdings wolle man jetzt zunächst für ein Jahr erproben, wie sich das Zusammenleben der Bewohner von Übergangsheim und Familienhaus gestalte. Laufe es gut, werde man die Klientel wie ursprünglich geplant um die wohnungssuchenden Jugendlichen erweitern. „Das haben uns die Anwohner zugesagt“, erklärte Elona Müller. Bei den Jugendlichen handele es sich um Kunden der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender, die „aus welchen Gründen auch immer“ nicht mehr zu Hause wohnten. Bisher waren sie von montags bis freitags An der Alten Zauche untergekommen, so Müller. Ihre Verweildauer betrage meist nur wenige Tage, in Ausnahmefällen auch ein paar Wochen. Jetzt allerdings werde das Objekt am Schlaatz anderweitig gebraucht und stünde den 18- bis 25-Jährigen nicht mehr zur Verfügung. NIK
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