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Beliebter Treffpunkt. Das Kuze im Stadtzentrum ist gut besucht.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Zwangspause für das Kuze

Hakenkreuze und lärmende Gäste: Weil sie das eigene Publikum nicht mehr im Griff haben, wollen die ehrenamtlichen Betreiber das Studentische Kulturzentrum Kuze vorerst dichtmachen

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Innenstadt - Für Studenten ist es zur Instanz geworden: das Studentische Kulturzentrum (Kuze) in der Hermann-Elflein- Straße, versteckt in einem Hinterhof. Doch jetzt steht der beliebte Veranstaltungsort vor dem Aus, die Betreiber sehen sich gezwungen, vorerst zu schließen. Offenbar wird ein zunehmend ignorantes Publikum zur Belastungsprobe für das Kollektiv. Anwohnerbeschwerden über die Lautstärke würden sich häufen, Gäste würden der Arbeit der ehrenamtlich Engagierten keine Wertschätzung mehr entgegenbringen, heißt es in einer Stellungnahme, die das Kuze am gestrigen Montag veröffentlichte.

Dort fragen die Betreiber: „Wollen wir weiter zusehen, wie sich Gäste gleichgültig gegenüber Engagierten und Gästen aufführen und sich hier seit Neuestem chauvinistisches Verhalten unkommentiert breitmacht?“ Sogar Hakenkreuzschmierereien seien kürzlich aufgetaucht, für das traditionell linke Kuze ein No-go. Nach PNN-Informationen wurden auf der Toilette zudem SS-Runen geschmiert. „Für diese Entwicklung haben wir nicht zehn Jahre lang Energie und Zeit investiert“, heißt es in dem Statement der Betreiber.

Neben dem normalen Barbetrieb gehören im Kuze Lesungen, Theaterabende, Partys und Infoveranstaltungen zum Programm – zum größten Teil ehrenamtlich organisiert. Anliegen des Kuze sei es immer gewesen, einen „Raum für alternative Kultur und studentisches Leben zu schaffen“, schreiben die Betreiber. Jetzt scheitern sie an den eigenen Gästen. „Wollen wir weiterhin regelmäßig Anwohnerbeschwerden entgegennehmen, die vermeidbar sind?“, fragen sie auf ihrer Internetseite. Mit ihren Bitten an die lauten Gäste dringen die Kuze-Betreiber offenbar nicht mehr durch. Teilweise gab es jede Woche eine Anwohnerbeschwerde. Anfang des Jahres schickte das Ordnungsamt sogar eine Mahnung und drohte für den Wiederholungsfall mit einem Bußgeld.

Ob und wie es für das Kulturzentrum weitergeht, ist derzeit unklar. Nach PNN-Informationen wird überlegt, den Veranstaltungs- und Barbetrieb für mindestens zwei Wochen einzustellen. In dieser Zeit wollen sich die Kollektivmitglieder sortieren. Zudem soll es am morgigen Mittwoch ein offenes Treffen geben, bei dem die Entwicklungen diskutiert werden sollen. Ziel ist es, zu ermitteln, wie „ein alternatives, studentisches Leben“ wieder einen Platz im Kuze finden kann. Gleichzeitig laufen im Kuze-Kollektiv nach PNN-Informationen auch Abstimmungen darüber, wie mehr Ehrenamtler gefunden werden können. „Die Ehrenamtsstruktur wird immer zarter“, klagen Mitglieder. Es mangele an Nachwuchs. Beginn der Diskussionsrunde ist um 18.30 Uhr im Büro des Kuze, Hermann-Elflein-Straße 10.

Schon vor vier Jahren stand das 2005 eröffnete Kulturzentrum kurz vor dem Aus: Weil der bisherige Eigentümer Dietrich Garski, ein Berliner Bauunternehmer, insolvent war, drohte eine Zwangsversteigerung. Aushelfen konnte das Studentenwerk Potsdam, das die Immobilie aufkaufte. Finanziert wird der Betrieb des Kuze mit Studentenbeiträgen, pro Semester zahlt jeder Student der Universität Potsdam 2,50 Euro.René Garzke

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