Landeshauptstadt: Zwangsvollstreckung geplatzt
Das Areal in der Rudolf-Breitscheid-Straße 162 wartet weiter auf neuen Eigentümer und Entwickler
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Babelsberg - Wie das Riesengrundstück an der Rudolf-Breitscheid-Straße 162 künftig verwertet wird, bleibt weiter unklar. Bei der gestrigen Zwangsversteigerung am Amtsgericht Potsdam fand sich kein potenter Bieter. Das einzige Gebot in Höhe von 1,8 Millionen Euro blieb unter dem Limit von sieben Zehntel des Verkehrswertes, so dass der Gläubiger den Zuschlag versagte.
„Schade, ich hätte mir mehr Leben hier gewünscht“, sagt Rechtspfleger Wilhelm Heinrich, der das aus mehreren Teilen bestehende Versteigerungsobjekt laut Grundbuchakte vorstellte: Insgesamt über zehntausend Quadratmeter Fläche, Verkehrswert nahezu drei Millionen Euro. Außer einem Fitness-Club befinden sich über zwanzig Mieter auf dem Areal mit Parkplätzen, einer Baracke, einer Mehrzweckhalle, einem dreigeschossigen Industriegebäude, Lagerhalle und Bürogebäuden. Bei einem solch großen Grundstück in nicht gerade schlechter Lage, wäre eigentlich ein großes Interesse angezeigt, doch nur sieben Anwesende kamen zum Zwangsvollstreckungstermin.
Gläubigerin ist eine Immobiliengesellschaft aus Frankfurt am Main, die unter dem Namen Westend-Olympic GmbH firmiert und Kredit- und Inkassodienstleistungen anbietet. Dem Vernehmen nach handelt es sich um eine Tochtergesellschaft des Finanzinvestors Lone Star aus Dallas. Unter anderem kauft sie von Banken Forderungen auf, um diese anschließend gewinnbringend einzutreiben. Die Gläubigerin hat einen Berliner Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beim Potsdamer Amtsgericht beauftragt. Dieser sagte „No“ als das einzige Gebot den Grenzwert nicht erreichte. 27 Minuten harrten die Anwesenden schweigend im Saal 401 des Amtsgerichtes der Dinge, die da kommen würden. Drei Minuten vor Schluss zückte der einzige Bieter seinen Deutschen Personalausweis, um sich beim Rechtspfleger zu legitimieren und das zu niedrige Gebot abzugeben. Ein zweiter Versteigerungstermin wird vom Gericht nach Terminlage demnächst anberaumt. Die Olympic-GmbH hat offenbar die Kredite des Eigentümers Wolfgang Kinder aufgekauft und will das Grundstück nun meistbietend zu Geld machen.
Eine aus dem Jahre 1897 stammende ehemalige Fabrik ist das architektonisch markanteste Gebäude auf dem Gelände. Die Immobilie, die von Maik Hölzer zwangsverwaltet wird, bringt noch erhebliche Einnahmen aus der Vermietung, monatlich um die 38 000 Euro. Wie der Rechtspfleger auf Nachfrage erläuterte, würden die Mietverhältnisse durch einen Verkauf zunächst nicht berührt. Allerdings könne der Erwerber von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und natürlich auch wegen Eigenbedarfs klagen. Günter Schenke
Günter Schenke
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