Landeshauptstadt: Zwei Damen mit dem dritten Auge Atelier Bertram hilft seit 25 Jahren beim Einrichten
„Alles begann 1985 mit der handwerklichen Herstellung von Lampenschirmen“, erzählt Lisl Bertram. Doch ehe sich die Restaurantfachfrau zusammen mit ihrer Tochter entschloss, das Atelier Bertram als Allround-Inneneinrichter zu etablieren, erschütterte erst einmal die Wende die Existenz der beiden Damen.
Stand:
„Alles begann 1985 mit der handwerklichen Herstellung von Lampenschirmen“, erzählt Lisl Bertram. Doch ehe sich die Restaurantfachfrau zusammen mit ihrer Tochter entschloss, das Atelier Bertram als Allround-Inneneinrichter zu etablieren, erschütterte erst einmal die Wende die Existenz der beiden Damen. Lisl Bertram hatte vor 25 Jahren das Metier gewechselt, stellte schöne persönlich gestaltete Lampenschirme her und konnte zu DDR-Zeiten die Kundenwünsche kaum befriedigen. Nach 1990 waren die Lampen plötzlich nicht mehr gefragt. Und Tochter Annelie, die eine Schneiderlehre absolviert hatte und eigentlich Kostümbildnerin bei der DEFA werden wollte, sah sich auch ohne Berufschancen. Als ihre Mutter meinte, es zögen doch jetzt so viele Leute um, es entständen neue Hotels und Firmenräume, ob sie beide sich nicht als Raumausstatter etablieren wollten, da brauchte Annelie kaum Bedenkzeit, war vielmehr sofort begeistert.
„Wir haben nach der Wende erst einmal Objekte wie Hotels, Universitäten, oder die Landesregierung eingerichtet“, erzählt Lisl Bertram. Und während sie auf ihr „Naturtalent“ vertraute, schon als 16-Jährige hatte sie die Eltern in den Urlaub geschickt und die Restauranträume des familieneigenen Betriebes in Leipzig zusammen mit einer Handwerkercrew neu ausstaffiert, ließ sich Tochter Annelie in mehreren Lehrgängen als Raumausstatterin ausbilden. „Doch die großen Geschichten lagen uns nicht so“, meint Lisl Bertram. „Wir wollten lieber Räume individuell gestalten.“ Die beiden Damen gründeten eine Offene Handelsgesellschaft (OHG), richteten Geschäft und Werkstatt im Zentrum von Babelsberg ein und verfügten bald über eine Stammkundschaft mit besonderen Ansprüchen. Dazu gehören vor allem Privatleute, immer aber auch noch kleine Hotels mit besonderem Touch. Eine der letzten Auftragsarbeiten war die Einrichtung des Hotels „Zum Hofmaler“ in Potsdam.
Inzwischen hat sich die Werkstatt selbstständig gemacht, arbeitet aber weiter eng mit dem Atelier Bertram zusammen und man kann sich hundertprozentig aufeinander verlassen. Auf diese Weise kommen Beratung und Ausführung immer noch aus einer Hand. „Wir gehen zu den Kunden, sehen uns den Ort an und studieren die Kundenwünsche“, erklären die beiden Damen. „Und wir bringen das dritte Auge mit, sozusagen den neutralen Blick auf das Gewünschte. Das ergibt manchmal frappierende Lösungen für ein Raumproblem“, meint Lisl Bertram. Vom Teppichboden über die Räumlichkeiten und Möbel bis zur Fenstergestaltung liefern die Bertrams alles.
Lisl Bertram, die inzwischen das Rentenalter erreicht hat, machte ihrer Tochter genau zum Kindertag 2000 ein ganz besonderes Geschenk. Sie übertrug ihr das Geschäft. Vor drei Jahren zog das Atelier von Babelsberg in die Innenstadt um und die Seniorin greift nun mit zwei weiteren Angestellten in der Charlottenstraße Chefin Annelie unter die Arme. dif
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: