ATLAS: Zwei Grundsteine
ATLAS Günter Schenke über Garnisonkirche und Synagoge Zwei Grundsteine wie zwei Welten: der für die Garnisonkirche und der für die Synagoge. Gegen den einen für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zogen am Sonnabend etwa 500 junge Leute durch Potsdams Straßen und artikulierten ihren Protest gegen das „Wahrzeichen Preußens schlechthin“, gegen das „Symbol der Kriegsverbrecher und Massenmörder“.
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ATLAS Günter Schenke über Garnisonkirche und Synagoge Zwei Grundsteine wie zwei Welten: der für die Garnisonkirche und der für die Synagoge. Gegen den einen für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zogen am Sonnabend etwa 500 junge Leute durch Potsdams Straßen und artikulierten ihren Protest gegen das „Wahrzeichen Preußens schlechthin“, gegen das „Symbol der Kriegsverbrecher und Massenmörder“. Diese extreme Verurteilung mögen viele Potsdamer nicht teilen. Doch Geld steht zurzeit weder für den originalgetreuen Wiederaufbau der preußischen Militärkirche, noch für den Neuaufbau der Synagoge zur Verfügung. Und der Synagogen-Bauverein will den Grundstein erst dann legen, wenn er das Geld für den Wiederaufbau zusammenhat. Diese Summe beträgt nur ein Zwanzigstel der Garnisonkirchen-Baukosten. Daher bleibt die Grundsteinlegung am Donnerstag zwangsläufig eine politische Demonstration aus Anlass des 60. Jahrestages der Zerstörung der historischen Stadtmitte. Der eigentliche Kirchenaufbau muss anschließend warten. Vielleicht ein Jahrzehnt. Vielleicht länger. Die Dinge scheinen verkehrt: Der Grundstein für die Synagoge, die zuerst gebraucht wird, kommt später als der für die Garnisonkirche, die eigentlich warten kann. Erst die Kür dann die Pflicht – mitnichten eine preußische Tugend.
Günter Schenke
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