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Landeshauptstadt: Zwei Herren vom Grill
Jakobs und Scharfenberg bei der Suppenküche
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Die Sonne brannte, der Grill auch: Am gestrigen Donnerstag gaben Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Linke-Oppositionsführer Hans-Jürgen Scharfenberg bei der Suppenküche der Volkssolidarität die Grillmeister. Ob angesichts des Vorhabens und der Witterung das weiße Hemd von Jakobs – Fleckengefahr! – oder das schwarze Shirt von Scharfenberg – bei der Hitze! – die kleidungstechnisch bessere Entscheidung war, blieb unentschieden. Der sommerliche Termin der zwei politischen Konkurrenten hat Tradition: Zum siebenten Mal wurde für den guten Zweck gegrillt, angestoßen hatte die Initiative einst Scharfenberg. Insgesamt 106 Euro haben Jakobs und Scharfenberg für das Grillgut – 8,2 Kilogramm Bratwurst und 12,9 Kilogramm Grillkammsteak – ausgegeben; aus privater Kasse, wie betont wurde.
Bei Suppenküchen-Gästen wie Willi Wechselberger kam die Aktion gut an. Der 76-Jährige besucht die Suppenküche schon seit einigen Jahren regelmäßig, „manchmal bloß, um Kuchen zu essen, oder ein Brötchen mit Marmelade“, erzählte der pensionierte Koch. „Ich habe ja so wenig Rente.“ Schick gemacht hat er sich am Donnerstag, er trägt Hemd, Krawatte, sogar eine Krawattennadel. Die Kleidung, erzählte er, kommt von der Wäschekammer der Volkssolidarität. Die Suppenküche schätzt Wechselberger auch als Treffpunkt, besonders seitdem seine Frau gestorben ist.
Zwischen 40 und 50 Kunden besuchten die Einrichtung auf dem Campus der Stadtverwaltung jeden Tag, schätzt Peter Müller, der die Suppenküche seit fast zwei Jahren leitet. Drei Festangestellte arbeiten in der von der Stadt finanzierten Einrichtung, die nur am Neujahrstag geschlossen hat. Hinzu kommen zwei über das Arbeitsamt finanzierte Kräfte. Unterstützung bekommt Müller auch von einer knappen Handvoll Ehrenamtler. Mehr Helfer würden immer gebraucht, sagt der Suppenküchenchef, der am heutigen Freitag seinen 62. Geburtstag feiert. Unter den Suppenküchengästen seien mittlerweile in den Sommermonaten auch öfter Menschen aus Rumänien, stellt er fest – die Verständigung klappe mit Hand und Fuß oder auf Englisch aber gut. Noch größeren Anlauf als im Sommer verzeichnet er im Winter, dann halten sich die Gäste länger in den beheizten Räumen auf.
Tatsächlich hat die Stadt in den vergangenen drei Jahren eine gestiegene Nachfrage auch nach Übernachtungsplätzen für Obdachlose festgestellt, wie Stadtsprecher Stefan Schulz den PNN sagte. Zu den im Schnitt vorgehaltenen 240 Plätzen seien in den vergangenen drei Wintern jeweils 15 bis 20 Plätze zusätzlich benötigt worden. Die Kapazitäten habe man flexibel erweitert – unter anderem in Räumen, die im Sommer für Erntehelfer genutzt werden: „Jeder kommt unter.“ Man denke nun auch darüber nach, die Kapazitäten dauerhaft zu erweitern: „Wir beobachten die Situation weiter.“ jaha
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