Landeshauptstadt: Zwei neue Darmkeim-Fälle auf Frühchenstation
Klinikleitung und Chefärzte sehen keine kritische Situation: „Den Kindern geht es sehr gut.“
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Auf der Frühchenstation des „Ernst von Bergmann“-Klinikums ist bei zwei Neugeborenen erneut der Darmkeim Enterobacter festgestellt worden. Damit hat sich nach den Ende Oktober aufgetretenen Keim-Befunden die Zahl auf zehn Fälle erhöht. Wie die Klinikdirektion am Donnerstag mitteilte, sei die Haut der beiden Kinder mit den Keimen besiedelt, ein Säugling sei nach Infektionsanzeichen mit einem Antibiotikum behandelt worden. „Beiden Kindern geht es sehr gut“, sagte Ortrud Vargas Hein, Ärztliche Direktorin des Klinikums.
Die Befunde sind bei der wöchentlichen Routineuntersuchung der derzeit zwölf Frühchen auf der Station festgestellt worden. Die betroffenen Kinder sind nach Klinikumsangaben Ende November zur Welt gekommen. „Die Situation ist nicht alarmierend und stellt sich weder medizinisch noch krankenhaushygienisch als kritisch dar“, sagte Michael Radke, Klinik-Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin. Um der Melde- und Transparenzpflicht nachzukommen, habe die Klinik jedoch sofort das Gesundheitsamt sowie in einer Pressekonferenz über die beiden neuen Fälle informiert. Die öffentliche Bekanntgabe sehe Radke durchaus als Risiko, weil die Information über einen an sich normalen Zustand dennoch zu Verunsicherung führe.
Es gebe jedoch keinen Grund zur Sorge, versicherte der Mediziner. Bei Frühgeborenen müsse grundsätzlich von einem Hygieneproblem ausgegangen werden, Frühchen würden immer mit einer Infektion oder Besiedlung mit Keimen zur Welt kommen. Der betreffende Darmkeim sei Radke zufolge nicht problematisch. „Er lässt sich gut und schnell behandeln“, sagte der Chefarzt.
Nachdem nunmehr jedoch zehn Kinder mit demselben Keim besiedelt sind, seien auf der Station die ohnehin strengen Hygienestandards überprüft und Mitarbeiter geschult worden. „Wir gehen allen möglichen Fehlerquellen nach, aber bislang haben wir nichts festgestellt“, sagte Andreas Knaust, Chefarzt der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. „Man darf sich das nicht so vorstellen, dass die Bakterien in der Ecke sitzen und zum Angriff starten“, versuchte Knaust deutlich zu machen. Tatsächlich seien die Chancen gering, die Keimquelle zu finden.
Radke räumte gestern auf PNN-Anfrage ein, dass er aufgrund der jüngsten Meldungen in Mails mit Kritik und Vorwürfen konfrontiert wurde. Daher setzte die Klinikumsleitung verstärkt auf Information und Kommunikation. Aufgrund der seit dem Jahr 2000 bestehenden und im Vorjahr verschärften Meldepflicht, wenn mehr als zwei Frühchen vom selben Keim besiedelt sind, werde das Klinikum auch künftig über aktuelle Fälle informieren. „Als Leiteinrichtung sind wir zudem zu Transparenz verpflichtet“, sagte Radke.
Weshalb andere Kliniken im Bundesgebiet, die über Frühchenstation verfügen und die der derselben strengen Meldepflicht unterliegen, vermeintlich weniger Probleme haben, vermochte Radke nicht zu erklären. Er könne lediglich garantieren, dass sich in Potsdam eines „engmaschigen Kontroll- und sensitiven Überwachungssystems“ bedient werde und Befunde sofort gemeldet würden.
Fünf Kinder, die mit dem Darmkeim besiedelt waren, sind laut Klinikum inzwischen zu Hause. Vier Neugeborene werden weiterhin auf der Frühchenstation behandelt, ein Säugling auf der Kinder-Intensivstation betreut. Peter Könnicke
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