Landeshauptstadt: Zwei Träger, eine Villa
Babelsberger Stadtteil-VHS sucht neue Überlebensmodelle
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Babelsberger Stadtteil-VHS sucht neue Überlebensmodelle Babelsberg. Krisensitzung gestern in der Villa Grenzenlos: Nachdem in der vergangenen Woche bekannt geworden war, dass die Stadtverwaltung eventuell plant, die Immobilie in der Sauerbruchstraße zu veräußern, setzt die Stadtteil-Volkshochschule (VHS) nun alles daran, ihr Angebot in Babelsberg zu erhalten. Neben der finanziellen und moralischen Unterstützung bräuchte man auch die der Politik, sagte die Leiterin der Villa, Anne Paulick. Zum gestrigen Gespräch kamen deshalb auch Parteienvertreter von SPD und Bündnis90/Grüne. Man sei mehr als eine Einrichtung, in der Kurse stattfänden, betonte Paulick. Das Haus sei eine Begegnungsstätte, bekräftigte auch eine Kursteilnehmerin. Und eine wichtige Ergänzung zum Kulturhaus Rathaus Babelsberg, sagte der SPD-Stadtverordnete Helmut Przybilski. In den vergangenen Jahren habe man sich bemüht, „der Stadt so wenig wie möglich auf der Tasche zu liegen“, so Paulick. „Wir halten uns selbst in Schuss.“ Vieles sei mit Sponsorenhilfe bezahlt worden, Haus und Fenster würden von den Mitarbeitern geputzt. Vier Festangestellte habe die Stadtteil-Volkshochschule. 8000 Besuche habe man im Eröffnungsjahr 1990/91 gezählt, mittlerweile seien es 25000, sagte die Leiterin. Sparen könne man allerdings nicht an den Betriebskosten, Energie und Heizung, die sich im Jahr auf rund 20000 Euro beliefen. Die aufzubringen hat sich ein Förder- und Freundeskreis zur Aufgabe gemacht, der noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen will. Unter den Prominenten Mitgliedern seien Nachbarin und Moderatorin Ulla Kock am Brinck, Verlegerin Friede Springer sowie die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden. Als die Stadt das Haus 1999 von einer jüdischen Erbin kaufte, habe man damit auch Tradition und Verpflichtung übernommen, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein. Ein solches Haus ließe sich deshalb nicht wie jede x-beliebige Immobilie veräußern, sicherte Wicklein Hilfe zum Erhalt der Einrichtung zu. Mit einem jüdischen Programmteil, der sowohl jüdischen Emigranten Sprachunterricht und Hilfen bei Behördengängen anbietet, als auch Begegnungen zwischen Babelsbergern und russischen Zuwanderern schafft, nimmt die Villa Grenzenlos ihren Auftrag sehr ernst. Diese Integrationsarbeit sowie die Sommerakademie mit internationalen Treffen kosteten die Stadt keinen Cent, sondern würden über Projektförderung des Landes sowie mit ABM- und SAM-Stellen organisiert, sagte Paulick. Die Programmatik der Villa solle nun auf den Prüfstand und auch Thema der nächsten Beigeordnetenkonferenz sein, sagte Bündnisgrüne Brigitte Lotz. Um sich aus der Abhängigkeit der Volkshochschule ein bisschen zu lösen, sollte die Villa vielleicht einen zweiten Träger suchen, schlug Przybilski vor. Man habe noch einmal die eigene Konzeption überarbeitet, pflichtete die Villa-Leiterin dem Vorschlag bei. Mit dem Schwerpunkt Bildung ist Begegnung könnte man künftig ein „Haus der Toleranz“ werden. NIK
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