Sport: Zwei Vizemeister im Ring
In der Box-Bundesliga empfängt Motor Babelsberg den Nordhäuser SV
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Manche Konstellationen gibt es nur im Boxen. Während auf Profi-Ebene mehr als fünf Weltverbände ihre Weltmeistertitel in den verschiedensten Gewichtsklassen vergeben, dürfen sich im deutschen Boxsport zwei Amateur-Teams „Deutscher Vizemeister 2013“ nennen, obwohl sie in der Tabelle eine unterschiedliche Punktzahl hatten: Motor Babelsberg und der Nordhäuser SV. Beide Staffeln boxen am Samstag ab 18 Uhr im Toyota-Autohaus in der Großbeerenstraße gegeneinander. Ralph Mantau, Motors Trainer und Manager, will dem Publikum wieder einen unvergesslichen Abend bereiten – und möglichst auch einen erfolgreichen. Motor hat bisher zweimal denkbar knapp mit 8:9 verloren, zuletzt gegen Velbert, und steht derzeit mit null Zählern auf dem fünften und letzten Tabellenplatz. Unter Wert sieht Mantau sein Team platziert, trotz der starken Besetzung. Gegen Nordhausen soll sie den Beweis antreten, dass sie auch gewinnen kann.
Aber wie kam es dazu, dass sich zwei Vereine „Vizemeister 2013“ nennen dürfen? Es ist ein Kompromiss, den der Ligaauschuss im Sommer fand, um eine schwierige Saison abzuhaken. Die große Unbekannte war eine Staffel aus Hamm, die in Babelsberg zum Wiegen zu spät kam, trotzdem antreten musste und unter den Pfiffen der Zuschauer sechsmal das Handtuch warf. 12:6 für Motor – oder gar eine 12:0-Wertung, wie Motor lange forderte? Am letzten Kampftag der Liga im Februar 2013 feierte Nordhausen als 12:3-Sieger über Hamm den Vizetitel, während die Motor-Zuschauer trotz des 11:7-Sieges gegen Velbert von einem dritten Platz ausgingen. Erst einen Tag später wurde eine offizielle Tabelle verschickt. Motor war Zweiter – wegen der 12:0-Wertung.
Nordhausen legte damals Protest ein (PNN berichteten), aber vor das Sportgericht ging der Streit nicht. Ob jener Kampf von Motor gegen Hamm mit 12:6 oder 12:0 gewertet würde, konnte nach den Statuten unterschiedlich interpretiert werden, erinnert sich Erich Dreke, Vizepräsident des Deutschen Box-Verbandes und einst ebenfalls Boxer in Potsdam. So gab es den spärlich kommunzierten Kompromiss.
Und heute? In der kleinen Box-Gemeinde, die es jedes Jahr schwer hat, bundesweit auf fünf Erstliga-Teilnehmer zu kommen, will man sich nicht mehr öffentlich darüber streiten, sondern auf den Sport konzentrieren. Welche Faustkämpfer für Motor in den Ring steigen werden, will Mantau noch nicht komplett verraten. Zwei Namen aber lässt er sich dennoch entlocken: „Adthe Gashi wird boxen und Satula Abdulai auch.“
Besonderes Augenmerk legt Mantau auf das Schwergewicht, den letzten Kampf des Abends. Ob Publikumsliebling Vitalius Subacius antritt oder der Potsdamer Eric Brechlin eine Chance erhält, ließ er offen. Klar ist aber: Am Ende des Abends soll den Zuschauern ein echter Fight in Erinnerung bleiben. Denn die neuerliche Unterstützung durch das Publikum ist ebenso wichtig wie ein offizieller Titel. ihö
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