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Landeshauptstadt: Zwei Zäune – ein Streit

Diskussion um Einfriedung der Villa Henckel

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Nauener Vorstadt - Der Streit um Potsdams derzeit wohl bekanntesten Zaun geht weiter. Es sei ein Märchen „vom Maschendrahtzaun, der behauptet, ein Bauzaun zu sein“, echauffierte sich Marco Schröder von der Bürgerinitiative Offener Pfingstberg (Biop) am gestrigen Freitagabend auf einer Podiumsdiskussion im Palais Lichtenau. Die Nachbarschaftsinitiative „Am Neuen Garten zu Potsdam“ hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen, um erstmals die Kontrahenten in dem seit zwei Monaten andauernden Zaunstreit an einen Tisch zu holen.

Bekanntermaßen geht es um einen Zaun rund um den Welterbe-Park der Villa Henckel nahe dem Potsdamer Jungfernsee, den Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner vor rund zwei Monaten errichten ließ und der auf massiven Protest von Anwohnern gestoßen ist. Schon die Begrifflichkeit sorgt für Streit: Für die einen ist es ein Bauzaun, für die anderen nicht. Fakt ist, dass es sich um einen Maschendrahtzaun mit fest installierten Pfosten handelt. Döpfner, dem die Villa Henckel und ein Teil des angrenzenden Parks gehört, hatte vor Monaten mit der Schlösserstiftung einen Vertrag über die Wiederherstellung der Parkanlage und die Sanierung der dort befindlichen Villa Schlieffen geschlossen. Im Gegenzug erhielt Döpfner für den zur Schlösserstiftung gehörenden Parkteil das Nutzungsrecht, muss das Gelände laut Bebauungsplan aber auch öffentlich zugänglich halten. 40 Jahre lang soll dies so gelten.

Biop-Vertreter Schröder wandte sich bei der Diskussion erneut gegen die Einfriedung des gesamten Geländes. Er halte die Zaunziehung für eine Art Privatisierung des Areals. Hartmut Dorgerloh, Chef der Schlösserstiftung, widersprach entschieden: „Der Vertrag mit Herrn Döpfner ist kein Vertrag für eine private Nutzung.“ Dorgerloh fügte hinzu, aus Gründen der Verkehrssicherheit hätte die Stiftung schon früher einen Zaun ziehen müssen. Schröder entgegnete, man hätte einzelne gefahrträchtige Bereiche des hügeligen Geländes separat absperren können – mit echten Bauzäunen.

Manfred Dengel, der als Vertreter Döpfners an der Diskussion teilnahm, erinnerte die rund 60 Zuhörer daran, dass der Springer-Vorstandschef jede Menge Geld in die Wiederherstellung des Parks und die Sanierung der Villa Schlieffen stecken wolle. Jedoch sei dessen Geduld nicht grenzenlos: Es sei nach wie vor eine gewisse Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass Döpfner der Stiftung die Auflösung des Vertrages anbieten werde. Die Sanierung der Villa Schlieffen, in der Döpfner ein Kunstmuseum einrichten will, sowie die Wiederherstellung der historischen Parkanlage wären dann auf unabsehbare Zeit gefährdet. Dorgerloh sagte, vor Döpfners Engagement habe man weit über zehn Jahre vergeblich nach einem Investor für die Villa Schlieffen gesucht.

Als ob ein einziger Zaun als Streitobjekt nicht genug wäre: Die Diskussion am Freitag machte deutlich, dass eine weitere Einfriedung – bisher allerdings noch gar nicht vorhanden – zu neuem Streit führen könnte. Zwischen Döpfners Privatland rund um die Villa Henckel und dem der Schlösserstiftung gehörenden Parkteil wird Döpfner künftig zum Schutz seiner Privatsphäre einen weiteren Zaun ziehen. Dorgerloh blickte auf diese Diskussion schon voraus: „Wir müssen sehen, dass wir diese Zaunziehung möglichst schonend machen.“ Im nächsten Frühjahr soll das Zaun-Konzept stehen. HC

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