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Landeshauptstadt: Zweifel an Brückenuntersuchung

Wolfram Meyerhöfer: Grundlagedaten für „Kosten-Nutzen-Rechnung der Trambrücke manipuliert“

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Innenstadt - Der Bau der geplanten Trambrücke parallel der Langen Brücke über die Havel hat nach Ansicht von Verkehrsplanern einen geringen positiven Nutzen für die Potsdamer. In einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durch die Berliner Firma FGS vom vergangenen November 2005 wird ein knapp positiver Kosten-Nutzen-Faktor für das Millionenprojekt angegeben. Damit wäre dem Bauprojekt die Förderfähigkeit attestiert. Angezweifelt wird das Ergebnis von Dr. Wolfram Meyerhöfer. Das Mitglied im Beirat Potsdamer Mitte für die Fraktion „Die Andere“ wirft den Planern vor, in der Wirtschaftlichkeitsberechnung Verkehr weggerechnet zu haben, „der aber nicht weg ist“. Als Mathematiker bezeichnete er dies als „wegmodellieren“ und sprach von Manipulation.

Hintergrund ist die Annahme der Verkehrsplaner, die nach der geplanten Neuregelung der Verkehrsführung rund um den Landtagsneubau am Alten Markt von täglich 16 500 Fahrzeugen weniger ausgehen. Meyerhöfer erklärte gestern gegenüber der Presse, der Verbleib dieser Fahrzeuge sei weder begründet noch in anderer Form dargestellt. Diese Fahrer würden sich jedoch einen anderen Weg durch Potsdam suchen und dürften somit nicht aus der Betrachtung der Kosten- Nutzen-Berechnung heraus fallen.

Die Zahl der angegebenen Verkehrsentlastung, die als Grundlage der Untersuchung dient, sorgt laut Meyerhöfer für das leicht positive Prüfergebnis. Denn dadurch würden sich die Geräuschbelastung von Anwohnern sowie die prognostizierten Unfallkosten im Vergleich zur derzeitigen Situation verringern. Beides Positivaspekte, die die Ausgaben für die Brücke von knapp sechs Millionen Euro allein für die Tram-Gleise mehr als aufwiegen. Laut FGS ergab sich dadurch ein höherer Nutzen als geplante Kosten. Verglichen wurden die Prognosen der Verkehrsauswirkung auf die Potsdamer mit Tram-Brücke und Neuregelung rund um den Alten Markt sowie ohne diese.

Die Datengrundlage für das Unternehmen FGS stammt vom Sanierungsträger Potsdam, als Treuhänder der Landeshauptstadt verantwortlich für die Arbeiten in der Mitte, sowie dem Potsdamer Unternehmen StadtPlan. Beide Unternehmen konnten gestern keine Angaben zum Verbleib der Autos machen. So geht Michael Höppner von FGS in der Untersuchung davon aus, dass durch den Neubau der Trambrücke jährlich 633 640 Kilometer weniger gefahren werde als zuvor. Laut Untersuchungsgrundlagen soll nach der Verkehrsneuregelung in der Yorckstraße 15 400 Autos durchschnittlich täglich fahren. Ohne die Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße seien es 9900. Dagegen wird angenommen, dass der Verkehr über die Lange Brücke von 57 800 Autos auf 50 050 absinke und auch beidseitig am Platz der Einheit täglich 7500 Fahrzeuge weniger fahren werden. Wo sind die hin, fragte Meyerhöfer gestern. Er hält dagegen, dass die nicht einberechneten Fahrzeuge nicht verschwinden, sondern einen anderen Weg wählen werden. Bei einem Umweg von 840 Metern täglich würden dadurch volkswirtschaftliche Mehrkosten von knapp einer Million Euro verursacht, diese seien aber nicht Bestandteil der Untersuchung.

FGS hat die Untersuchungen eigenen Angaben zufolge nach einem standardisierten Bewertungsverfahren durchgeführt, obwohl die Kostenschätzung für den Tramanteil des Brückenneubaus mit rund sechs Millionen Euro unter der Prüfschwelle eines solchen Verfahrens liege. Die Kosten-Nutzen-Untersuchung sei einzig durchgeführt worden, weil der Fördermittelgeber darum gebeten habe, heißt es in den Berechnungsunterlagen. Zudem gebe es laut Höppner inzwischen eine neue Version der Untersuchung. Das Ergebnis sei jedoch unverändert.

Laut Verkehrsplaner des Sanierungsträgers sei die neue Wirtschaftlichkeitsberechnung „an die neuen Kostenberechnungen angepasst“. Zwar hätten sich die Kosten nicht groß verändert und auch die Ergebnisse der Untersuchung nicht, doch sei eine Fortschreibung nötig gewesen, da der Förderantrag für die zusätzliche Brücke parallel zur Langen Brücke in der Vorwoche beim Landesamt Bauen und Verkehr eingereicht worden und eine Untersuchung aus dem November dafür zu alt gewesen sei.

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