Landeshauptstadt: Zweimal pro Woche stehen 280 Menschen nach Lebensmitteln an Potsdamer Tafel: Bedarf immer größer /Jakobs dankte Engagierten
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Die freie Zeit sinnvoll nutzen, neue Leute kennen lernen, um nicht allein zu Hause zu sitzen – das sind die häufigsten Motive derer, die sich für Bedürftige engagieren. Diese ehrenamtliche Tätigkeit werde angesichts der schwierigen Haushaltslage der Kommunen und der anhaltenden Stagnation der Wirtschaft immer notwendiger, so ist immer wieder zu hören. „Wir brauchen Sie!“, bestätigte Oberbürgermeister Jann Jakobs dann auch den Mitarbeitern der Potsdamer Tafel e.V., die sich am Dienstagabend zu einem sommerlichen Grillfest im Hinterhof in der Weinbergstraße 10 zusammen gefunden hatten. Die Potsdamer Tafel wurde im Februar 1998 nach dem Vorbild der Tafelaktionen in vielen deutschen Großstädten gegründet. Der Potsdamer Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu helfen, die am Rande des Elends leben. Die 27 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer leisten dabei Unglaubliches: Täglich werden mit zwei Fahrzeugen 34 Firmen angefahren. Die Sponsoren spenden Lebensmittel in Größenordnungen von 20000 bis 34000 Kilogramm, was einem Warenwert von knapp 39000 bis 68000 Euro entspricht. Die Nahrungsmittel werden dann, je nach Öffnungszeit, an die Ausgabestellen im Potsdamer Kirchsteigfeld, im Bürgerhaus am Schlaatz, in der Suppenküche in der Lindenstraße und an das Kinderheim in Geltow, die Wärmestube in Glindow und das Obdachlosenhaus in Teltow verteilt. Dort muss die gespendete Ware nach ihrer Verwertbarkeit sortiert werden. „Besonders bei der Hitze ist das eine enorme Belastung für Fahrer und Beifahrer“, sagte Paulette Kessel, die Leiterin der Geschäftsstelle, „weil sie die gesamte Ladung selbst ein- und auspacken müssen“. Kessel ist bereits seit fünf Jahren dabei und berichtete, dass ihre ehrenamtliches Engagement vom Zeitpensum her „einer Vollbeschäftigung“ gleiche. Oberbürgermeister Jakobs bedankte sich bei der Leiterin für das langjährige Ehrenamt. Sein besonderer Dank ging auch an Erika Pasternak, die sich um die Finanzen kümmert, und Heinz Wiechmann vom Fahrdienst. Wolfgang Schönijahn unterstützt seit erst zwei Monaten den Fahrdienst. Der 53-Jährige ist arbeitslos und lernte die Potsdamer Tafel zunächst als Nutzer kennen. „Ich habe eine Familie mit drei Kindern zu versorgen“, sagte der ehemalige Versicherungskaufmann, „da reicht die Arbeitslosenunterstützung vorne und hinten nicht“. Schönijahn wurde von einem Fahrer angesprochen, ob er nicht mitmachen wolle, und sagte spontan zu. „Ich wollte nicht jeden Tag zu Hause rumsitzen“, sagte er. Schönijahn ist nun ein- bis dreimal in der Woche schon morgens um 6.30 Uhr auf den Beinen und fährt die Touren zunächst als Beifahrer mit. „Wir brauchen weiterhin zuverlässige Leute“, sagte Oliver Bohrisch, der Vorsitzende der Potsdamer Tafel, „der Bedarf wird größer“. Noch vor zwei Jahre habe man in Werder keine Ausgabestelle benötigt – jetzt wird sie gebraucht und genutzt. Allein an der Ausgabestelle in der Schopenhauer Straße stünden zweimal in der Woche bis zu 280 Menschen an, berichtete Gerhard Falk. „Immer mehr Deutsche, immer mehr Arbeitslose – und darunter sogar Existenzgründer“ brauchten die Hilfe der Tafel. Karsten Sawalski Informationen zum Verein Potsdamer Tafel im Büro in der Geschwister-Scholl-Str. 83, 14471 Potsdam, telefonisch montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr unter Tel.: (0331) 2705889 oder im Internet unter der Adresse www.potsdamer-tafel.de
Karsten Sawalski
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