Landeshauptstadt: Zweite Filmhochschule für Potsdam
Babelsberg Film School startet mit Studiengang Digitale Bildbearbeitung / Kapazität: 300 Studierende
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Babelsberg - Ab kommenden Herbst hat Potsdam eine zweite Hochschule für Film. Gestartet werde mit 24 Studenten im Studiengang Digitale Filmbearbeitung, die Kapazität der „Babelsberg Film School“ sei auf 300 Studierende ausgelegt, sagte Hartmut Bode, Gründungspräsident in spe, auf einer gestrigen Pressekonferenz.
Bode, Rektor der Mediadesign Hochschule mit Bildungseinrichtungen in Berlin, Düsseldorf und München, hatte vor wenigen Monaten gemeinsam mit Studio Babelsberg und der Medienboard Berlin-Brandenburg die insolvente German“s Filmschool in die neue Fachhochschule überführt. Man habe eine „Tusk Force“ gebildet, „um das bereits entstandene Knowhow der Schule zu sichern“, sagte Medienboard-Geschäftsführerin Petra Müller. Dazu hätten sich die Branche, Ministerien und Einzelpersonen zu einem Rettungsteam zusammengeschlossen. Die Film School, die vor allem Fachkräfte für Visual Effekts ausbildet, sei, so Petra Müller, der „perfekte Baustein“, der dem Standort Babelsberg, aber auch der Region Berlin-Brandenburg zur Professionalisierung fehle.
In der Tat sei es bislang schwierig, genug Fachleute auf dem Gebiet der digitalen Bildbearbeitung zu finden, pflichtete Studio-Chef Carl Woebcken ihr bei. Für internationale Filmproduktionen sei es aber wichtig, dass vor Ort diese Fertigkeiten angeboten würden. „Das ist entscheidend bei der Standortwahl der Produktion“, sagte Woebcken. So habe das Studio die Verfilmung des Comicromans „300“ von Frank Miller nicht nach Babelsberg holen können. Die sei nach Kanada abgewandert.
Die Zukunft des Film sei digital, sagte ebenfalls Rektor Bode, an dessen Mediadesign-Hochschule neben Modemachern und Mediendesignern auch Computerspieleentwickler „auf akademischem Niveau“ ausgebildet werden. Es werde deshalb eine starke Verzahnung der Fachhochschulstandorte geben. Geplant sei Dozenten- und Studentenaustausch. Das Studium an der Babelsberg Film School sei praxisorientiert. Das sechste Semester würden die Studenten in Unternehmen verbringen. Zum Wintersemester 2009 werde man das Angebot bereits um einen Studiengang „Storytelling“ erweitern, erklärte Professorin Angela Kern. Der trete allerdings nicht in Konkurrenz zu dem klassischen Fach Dramaturgie, das an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Konrad Wolf gelehrt werde. Überhaupt wolle man sich mit der HFF genau abstimmen, so Kern.
Die Babelsberg Film School sei eine privat finanzierte Ausbildungsstätte, die sich über Studiengebühren finanziere, erklärte Marius Schwarz, Finanzvorstand der Studio Babelsberg AG. So zahlten die Studierenden in der Studienzeit von drei Jahren pro Monat 849 Euro plus 420 Euro Immatrikulations- und 800 Euro Prüfungsgebühr. Zum Abschluss gebe es dann den Bachelor of Arts. Aber nicht nur Finanzkraft, sondern auch Talent müssen die Studienanwärter mitbringen. Zu den Bewerbungsunterlagen gehöre immer auch eine Mappe mit Arbeitsproben von Zeichnungen oder auch bereits digital bearbeiteten Bildern. Man habe schon jetzt zahlreiche Bewerber, sagte Gründungspräsident Bode, allerdings noch keinerlei Auswahl getroffen. Die Filmfachschule übernimmt auch 62 Studenten der German“s Filmschool, von denen die Hälfte bereits ihre gesamte Studiengebühr im voraus bezahlt habe. Weil das Geld aber in die Insolvenzmasse einfloss, werde das neue Unternehmen diese Studenten kostenlos unterrichten, sagte Finanzvorstand Schwarz. Das Beispiel des Vorgängers mache deutlich, dass sich ein solcher Schulbetrieb aus Gebühren von 60 Studierenden nicht wirtschaftlich betreiben lasse. Deshalb sei die Babelsberg Film School erst in der „endgültigen Ausbauphase“ mit 300 Studenten rentabel, derzeit also ein Zuschussgeschäft.
Dirk Becker
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