Landeshauptstadt: Zwischen Angriff und Defensive
SVB steht vor Rechtsstreit mit Marketingagentur und hofft auf Einigung mit Radeberger-Gruppe
Stand:
Nach dem erfolgreichen Saisonauftakt des SV Babelsberg 03 (SVB) in der Regionalliga und im Landespokal wird in den Führungsgremien des Vereins auch außerhalb des Fußballplatzes weiter an der Konsolidierung gearbeitet. Dabei scheinen auch gerichtliche Auseinandersetzungen unausweichlich. Zumindest mit der Sportsman Media Group sieht SVB-Vorstandschef Archibald Horlitz „keine Kompromisslinie“.
Die Münchner Vermarktungsagentur hatte dem Regionalligisten rechtliche Schritte angekündigt, um vermeintlich ausstehende Provisionszahlungen von mehr als 100 000 Euro einzuklagen. Vorausgegangen war eine Kündigung des Dienstleistungsvertrages mit der Agentur durch den neuen SVB-Vorstand. Hingegen hofft Horlitz auf eine gütliche Einigung mit der Radeberger-Gruppe, nachdem dieser der langjährige Liefervertrag ebenfalls gekündigt worden war.
Im Disput mit der Sportsman Media Group lasse sich nichts klären, betonte Horlitz gegenüber den PNN. Er hoffe bei dem drohenden Rechtsstreit sogar auf ein Grundsatzurteil darüber, „was bei Vermarktungsverträgen zulässig ist“. Der SVB-Chef hatte in der Vergangenheit die Vereinbarung wiederholt als sittenwidrig bezeichnet.
Die Münchner Agentur war im Herbst 2011 auf Empfehlung der Deutschen Kreditbank durch Ex-Geschäftsführer Klaus Brüggemann und mit Zustimmung des ehemaligen Vorstands an den Babelsberger Park geholt worden, um nachhaltig funktionierende Vermarktungsstrukturen aufzubauen, die Marke des SVB zu schärfen und Sponsoren zu gewinnen. Laufzeit des Vertrages: zehn Jahre. „Der Vertrag garantiert uns keinerlei Leistung, ermöglicht der Agentur aber, von jedem geschlossenen neuen Sponsorenvertrag zu profitieren“, beschreibt Horlitz die seiner Meinung nach unausgewogene Vertragsgestaltung. „Die können null Euro bringen oder ganz viel, das ist in keiner Weise beziffert“, moniert Horlitz. Hingegen würde die Agentur zwischen 20 bis 35 Prozent Provision für jeden neu gewonnenen Sponsor kassieren – egal ob von der Sportsman Group oder vom Verein selbst akquiriert. Während die Münchner von einer Steigerung des Vermarktungsumsatzes von 30 Prozent durch ihre Arbeit in Babelsberg sprechen, sieht Horlitz den Ertrag wesentlich geringer: „Deutlich unter 50 000 Euro“, meint er.
Im sogenannten „Bierstreit“ sei die SVB-Führung indes im Gespräch mit der Radeberger-Gruppe, um die Wogen zu glätten. Viele Jahre wurde im Karl-Liebknecht-Stadion Berliner Kindl gezapft, das zur Radeberger-Gruppe gehört. Bezogen wurde das Bier aber nicht direkt von der Brauerei, sondern über einen Caterer, der für die Stadion-Bewirtung zuständig war. „Der Verein hatte einen Bezugsvertrag mit dem Caterer“, so Horlitz. Von diesem habe sich der SVB vor einigen Monaten getrennt, weil die Zusammenarbeit nach Ansicht des Vorstandes alles andere als wirtschaftlich gewesen sei. „Das dadurch auch die Radeberger-Gruppe betroffen wurde, tut mir persönlich leid“, so Horlitz.
Bei der Kindl-Brauerei war die Verstimmung indes zunächst so groß, dass mögliche Schadensersatzansprüche geprüft werden sollten. Und noch immer scheint es eine andere Lesart zu geben: „Dass zurzeit zu dem bestehenden Vertrag zwischen uns und dem SV Babelsberg unterschiedliche Positionen bestehen, bedauern wir sehr“, erklärt Cindy Nickel vom Brand Management bei Kindl gegenüber den PNN. „Denn wir leben das Prinzip, uns an Verträge zu halten und erwarten dies natürlich auch von unseren Partnern“, fügt sie hinzu. Bereits seit 1992 steht Berliner Kindl dem SV Babelsberg 03 und seinen Fans als Getränkepartner zur Seite. „Als verantwortungsvoll agierendes Unternehmen und dem Sport eng verbundene Berliner Traditionsbrauerei ist es stets in unserem Interesse, langjährige Partnerschaften in unserer Heimatregion zu pflegen und fortzuführen“, sagt Nickel. Horlitz setzt auf Versöhnung: „Mir wäre daran gelegen, wenn wir uns außergerichtlich einigen können.“ Ausgeschenkt wird seit dieser Saison bei SVB-Heimspielen Astra-Pils, während es beim 1. FFC Turbine Potsdam weiterhin Kindl geben soll.
Keinen aktuellen Änderungsbedarf sieht Horlitz bei den Bedingungen für die Stadionbewirtschaftung durch den SVB. In der Vergangenheit war vonseiten des Vereins der Stadionbetrieb als enormer Kostenfaktor dargestellt und ein weiterer Zuschuss durch die Stadt diskutiert worden. Horlitz relativiert nun: „Den Rahmen, den die Stadt zur Verfügung stellt, konnten wir bislang gar nicht umfassend nutzen.“ Der Verein könne gegen Nachweis entstandener Betriebskosten Zuschüsse von der Stadt verlangen. „Im Moment haben wir gar nicht die Kosten“, so Horlitz. Das mögliche Nutzungspotenzial werde noch nicht umfassend ausgeschöpft. Daher sei es eine grundsätzliche Überlegung, ob sich der Regionalligist überhaupt die gesamte Infrastruktur leisten könne. „Ich brauche ja auch kein Mehrfamilienhaus, wenn eine Drei-Zimmer-Wohnung genügt“, illustriert Horlitz den Bedarf.
Wesentlich entspannter als die SVB-Spitze in der Vergangenheit äußerte sich Horlitz auch über das Verhältnis zum 1. FFC Turbine. Der SVB-Chef meinte nach einem Gespräch mit Turbine-Präsident Rolf Kutzmutz, Cheftrainer Bernd Schröder und Geschäftsführer Matthias Morack: „Ich verstehe nicht, warum das Verhältnis so schwer belastet sein soll.“ Peter Könnicke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: