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Sport: Zwischen den Pfosten

Torhüterin Nadine Angerer nimmt zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teil

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Torhüterin Nadine Angerer nimmt zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teil Ein wenig gestresst schien Nadine Angerer bei der offiziellen Verabschiedung nach Athen zu sein. Doch war es weniger die Aufregung vor den Olympischen Spielen, die die Torfrau von Turbine Potsdam so mitnahm, sondern eher die kurze verbleibende Zeit. „Ich muss noch so viel erledigen, hoffentlich schaffe ich das alles“, beklagte sich die 25-Jährige, nahm schnell die Blumen und kleinen Präsente und fuhr nach Hause. Letzte Reisevorbereitungen treffen, bevor es am Sonntag in die griechische Metropole geht. Zeit zum Entspannen vor dem großen Auftritt blieb da kaum noch, obwohl der sicher nötig gewesen wäre. Zweimal hielt Nationaltrainerin Tina Theune- Meyer das Team für je eine Woche beim Trainingslager in Trier fit, dann folgten sechs Tage in Frankfurt: „Es war ein harter, ein intensiver Monat, der es in sich hatte“, erzählt Nadine Angerer. „Pausen gab es kaum.“ Eine solche Vorbereitung sei nach einer solchen Saison umso schwerer. Andererseits hätten die Erfolge mit Turbine in diesem Jahr für viele Mühen entschädigt. Als „Natze“, wie die Torfrau von Spielerinnen und Fans genannt wird, 2001 nach Potsdam kam, hatte sie schon reichlich Erfahrungen auf dem Rasen sammeln können. In Hofstetten und beim 1. FC Nürnberg spielte sie, beim FC Wacker München und beim FC Bayern. Den Nordic-Cup holte sie 1995, wurde zwei Jahre später und 2001 Europameisterin und erkämpfte mit dem Team bei den Olympischen Spielen in Sydney die Bronzemedaille. Dabei kam sie einst aus einem ganz triftigen Grund zum Fußball: In ihrer Siedlung gab es nur Jungen, und sie wollte mitspielen. Damals war sie fünf – bald sollte sie in der Mädchenmannschaft des ASV Hofstetten spielen. Später kam sie als Stürmerin in die Unterfrankenauswahl. Erst als sich bei einem Sichtungsspiel die Torhüterin verletzte, ging die 1,76 Meter große Spielerin ins Tor, wurde nach dem Spiel in die Bayernauswahl berufen und behielt seitdem den Platz zwischen den Pfosten. Von Bayern ins entfernte Preußen – ob das gut gehen würde? Diese Frage stellte sich der Weltmeisterin von 2003 damals gar nicht erst. „Ich bin in Potsdam sofort gut aufgenommen worden und habe hier nie Probleme gehabt“, sagt sie. „Das war damals auf alle Fälle eine richtige Entscheidung.“ Wichtig für ihre sportliche Entwicklung sei vor allem auch die Zusammenarbeit mit Torwarttrainer Dirk Heinrichs. Der 35-Jährige, der einst beim damaligen Zweitligisten SV Babelsberg zwischen den Pfosten stand, trainierte Angerer zusammen mit dem jetzigen SVB-Keeper Sebastian Rauch. „Jetzt weiß sie, was sie will, und dafür arbeitet sie hart“, sagt Heinrichs über seinen Schützling, der in der vergangenen Saison die beste Quote aller Torhüterinnen hatte. In Athen bestreitet Nadine Angerer nun ihre zweiten Olympischen Spiele. Hoffnung auf einen Einsatz in Griechenland kann sie sich nach den Erfolgen der vergangenen Saison mit Recht machen, der Realität schaut sie aber dennoch gefasst ins Auge. „Ich bin die zweite Torhüterin, das steht nunmal fest“, sagt sie mit Blick auf Silke Rottenberg. Auf alle Fälle soll eine Medaille her, und die traut sie ihrem Team ohne Frage zu. „Wir sind sehr stark, das konnte man in den Trainingslagern sehen“, sagt sie. „Unser Fitnesszustand ist gut, da wird einiges zu erwarten sein.“ Am 11. August werden die Damen das gegen China unter Beweis stellen können – vielleicht mit Nadine Angerer im Tor. Henner Mallwitz

Henner Mallwitz

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