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Landeshauptstadt: Zwischen Flex und Uniform

Über 1300 Erstklässler am Sonnabend eingeschult / James-Krüss-Förderschule wieder mit 1. Klasse

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1314 Kinder machten sich am Wochenende in Potsdam auf ihren ersten Schulweg. Ebenso viele offizielle Schultüten lagen in den Klassenräumen als Überraschung parat. Eine Vielzahl kleinerer Schultütchen kamen von Großeltern und Geschwistern dazu.

Ein buntes Bild boten die 66 „Neuen“ auch in der Max-Dortu-Grundschule, obwohl es sich um den ersten Jahrgang handelt, der vom ersten Schultag an eine „Schuluniform“, das heißt eine rot-blaue Arbeitskleidung für den Schulalltag, trägt. „Zur Einschulungsfeier muss das nicht sein“, sagt Schulleiterin Gudrun Wurzler. Es hätten sich nur Schülerinnen und Schüler angemeldet, deren Eltern mit der einheitlichen Schulkleidung einverstanden seien. Über einen Rückgang des Ansturms auf die zentral gelegene Schule mit ihrem barocken Gebäude muss sich die Schulleitung wegen der „Uniformierung“ nicht beklagen. Höchstens über den Zustand des Gebäudes, das im Inneren einer Baustelle ähnelt. „Es geht alles so langsam, weil die Belange des Denkmalschutzes erfüllt sein müssen“, so die Schulleiterin. „In einem Jahr hoffen wir fertig zu sein“, gibt sich Wurzler optimistisch. Für die Einschulungsfeier hatten die Kinder und die Angehörigen in der für diesen Ansturm viel zu kleinen Aula Platz genommen.

Zahlenmäßig bescheidener ging es in der Förderschule für Sprachauffällige „James Krüss“ im Bisamkiez zu. Ganze sechs Kinder schleppten zum ersten Mal ihren Ranzen hinauf in den vierten Stock der „Schule hinten in der Ecke“, wie die Schlaatzer sagen. Lange stand auf der Kippe, ob es in diesem Jahr überhaupt eine Einschulung geben würde. „Ich habe erst am Donnerstag erfahren, dass sie stattfindet“, berichtet Elternschulsprecherin Birgit Schrader. Allerdings hatte die verantwortliche Beigeordnete in der Stadtverwaltung, Elona Müller, bereits Ende Juli öffentlich bekundet, dass es auch in diesem Jahr eine 1. Klasse an der James-Krüss-Schule geben werde. „Um eine Lösung für die Zukunft zu finden, müssen sich alle Beteiligten jetzt zusammensetzen“, meint Schulleiter Jan Molkenthin und rennt dabei offene Türen ein: Für den 11. September sind nach einer Mittelung der Stadtverwaltung die Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses und des Bildungsausschusses, Vertreter des staatlichen Schulamtes, der Sonderpädagogischen Beratungsstelle und weitere Fachleute eingeladen. „Oberstes Ziel für die Kinder mit Förderbedarf ist natürlich die Integration in die Regelschulen“, meint die Beigeordnete. Daran scheiden sich die Geister. „Dann muss es aber qualifizierte Sonderpädagogen an den Regelschulen geben“, sagt die Elternsprecherin. Und: „Meine Tochter wäre an einer Regelschule untergegangen.“

45 Kinder nimmt in diesem Jahr die Rosa-Luxemburg-Schule in der Burgstraße auf. „Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“, dieses an die Fassade gesprühte Zitat der Kommunistin Rosa Luxemburg will offenbar die Beibehaltung des Schulnamens der „Polytechnischen Oberschule Rosa Luxemburg“ aus dem Jahre 1971 rechtfertigen. Im Innern geht es pädagogisch weniger traditionell zu. „Unsere Spezialität ist die reformpädagogische Ausrichtung auf eine flexible Schuleingangsphase“, erklärt Schulleiterin Dr. Vera Paul. Drei „Flex-Klassen“ gebe es zusammen mit den Schulanfängern jetzt. Was das „Flex“ ist, erklärt die Pädagogin mit einigen Schlagworten: Das Soziale sei wichtig, die differenzierte Förderung von Begabten und weniger Begabten, Ansprechen der Sinne und „Lernkanäle“, fachübergreifende Verknüpfung von Lerninhalten. Die Eltern haben sich offenbar über diese Neuerungen informiert. Laut Paul sei die Nachfrage gerade wegen der reformpädagogischen Methoden sehr groß. Das Schulgebäude, ein unsanierter Plattenbau, entspricht diesem modernen Ansatz äußerlich nicht. „Wir hoffen, dass in den Jahren 2010/2011 die versprochene Grundsanierung stattfindet, sagt Paul. Dann ist die heute 62-jährige Direktorin nicht mehr im Schuldienst.

Günter Schenke

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