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Landeshauptstadt: Zwischen Nostalgie und Moderne

„Marke Eigenbau“ - seit gestern zeigt die Schau in den Bahnhofspassagen Erfindungen aus der DDR-Zeit

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„Not macht erfinderisch“, sagte Ausstellungsleiter Siegfried Renner zum gestrigen Auftakt der Ausstellung „Marke Eigenbau - So erfinderisch war der Osten“. Der Reiz, einfachste Materialien zu sammeln und daraus etwas zu erfinden, sei in der ostdeutschen „Tauschgesellschaft“ zur Massenbewegung geworden. Aus dieser Bewegung seien die vielen handgebastelten Exponate der Ausstellung in den Bahnhofspassagen entstanden.

Die Auswahl der 500 Exponate ist vielfältig. Neben dem selbstgebauten Auto stehen handgefertigte Rasenmäher und Motorräder. Außerdem sammeln sich auf der Ausstellung ungewöhnliche Spielzeuge und ausgeklügelte Möbel - „Marke Eigenbau“. „Viele Produkte sind ursprünglich aus Westzeitschriften oder Ratgebern“ abgekupfert worden, um dann „von Person zu Person weitergereicht“ zu werden“, erzählt Renner voller Begeisterung. „Die DDR-Bürger wollten sich aufgrund der Knappheit an alltäglichen Gütern, etwas einfallen lassen“, erklärt Projektleiterin Uta Fritzsche.

Die Ergebnisse dieser Einfälle sollen in der Ausstellung vom 5. bis 17. Februar nicht nur alt-eingesessene „Ossis“ anlocken. „Gerade der jüngeren Generation aus Ost und West soll näher gebracht werden,wie kreativ wir waren“, betont Fritzsche. Die Bandbreite dieser Kreativität wird in der Ausstellung deutlich. Am Eingang des Bahnhofs steht eine Wohnzimmereinrichtung in der von der Lampe bis hin zur Orgel alles selbstgebaut worden ist. Der HP 300 Wohnanhänger, auf dem ein überdachter Aufbau mit Tisch und Bänken konstruiert wurde, weist gleichzeitig daraufhin, dass das Basteln nicht nur Stubenhocker beschäftigt hat. Im Zentrum der Ausstellung steht jedoch ein schnelleres Gefährt: ein grauer „Porsche“ mit der Nummer 2 , der eigenhändig von einem Medizinstudenten entworfen und angefertigt wurde. „Bis zu 150 Stundenkilometer hat das Auto ursprünglich leisten können, aber heute würde es mit dem alten Nummernschild wahrscheinlich nicht mehr weit kommen“, betont Siegfried Renner.

Da es nach der Wende keine Verwendung für die Eigenproduktionen zu geben schien, hätten viele Bürger sich aus Platzgründen von ihren Erfindungen getrennt, erläutert Fritzsche. Um sicher zu gehen, dass nicht alle Überbleibsel dieses Volkssports verloren gingen, wurde 1992 die Firma „Pro Chemnitz GmbH“, damals noch unter dem Namen „Kreatives, erfinderisches Sachsen“, gegründet.“ Um das Andenken zu erhalten, seien seit der Firmengründung bereits über 500 Exponate mit den dazugehörigen Geschichten gesammelt worden. „Ob es so viele bleiben werden, kann man aber nicht wissen, denn die Leute wollen ja irgendwann auch ihre Leihgaben zurück haben“, so Fritzsche. „Die sind schließlich wirklich etwas besonderes.“ SE/MiM

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