zum Hauptinhalt

Homepage: Zwischen Wahrheit und Illusion Einstein Forum stellt neues Programm vor

Das Einstein Forum sorgt wieder für Gesprächsstoff. Als die Potsdamer Institution vom Neuen Markt gestern ihr Programm für das kommende akademische Jahr vorstellte, wirkte die Auftaktveranstaltung mit dem Biologen Richard Dawkins noch nach.

Stand:

Das Einstein Forum sorgt wieder für Gesprächsstoff. Als die Potsdamer Institution vom Neuen Markt gestern ihr Programm für das kommende akademische Jahr vorstellte, wirkte die Auftaktveranstaltung mit dem Biologen Richard Dawkins noch nach. Dawkins hatte am Tag zuvor sein umstrittenes Buch „Der Gotteswahn“ vor einem überfüllten Saal vorgestellt. Seine These, der Glaube an Gott sei eine Art klinische Psychose, war den philosophisch gut gebildeten Organisatoren selbst nicht ganz geheuer. So gab es noch einiges aufzuarbeiten, bevor Direktorin Susan Neiman die Gesprächsrunde eröffnete.

Susan Neiman ist gerade von einem Studienaufenthalt an der Universität Princeton zurückgekehrt, wo sie ein Buch über moralische Entscheidungen verfasst hat. So haben ihre Mitarbeiter für das kommende Jahr ein Programm ausgearbeitet, das die thematische Ausrichtung des Einstein Forums widerspiegelt und fortsetzt: im Spannungsfeld von Geisteswissenschaften und naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung wählt das Einstein Forum stets Themen aus, die niemals als abgeschlossen gelten können.

Illusionen und Gefühle werden in den kommenden Monaten eine entscheidende Rolle spielen. So wie der umstrittene Richard Dawkins meint, dass der Glaube an Gott nur eine Illusion sei, haben sich schon viele scheinbar unumstößliche Wahrheiten als illusionär erwiesen. Anfang Februar erörtert das Einstein Forum diese Frage auf einer internationalen Fachtagung. Hierbei wird es mit dem Potsdamer Soziologieprofessor Erhard Stölting zusammenarbeiten. „Illusionen sind eine Obsession von mir“, sagte Stölting gestern. Die Illusion sei Teil der gesellschaftlichen Realität. Das soziale Leben sei in entscheidender Weise ein Spiel, in dem es keine zwingende Verbindung zwischen den Akteuren gebe. Für Mitorganisator Matthias Kroß haben Illusionen aber auch eine kreative Seite: zwischen Wahrheit und Irrtum angesiedelt, motivieren sie den Menschen auch zum Handeln.

Viele der weiteren Veranstaltungen beleuchten dieses Spannungsfeld aus philosophischer, neurobiologischer oder ästhetischer Sicht. So veranstaltet das Einstein Forum am 7. Dezember eine Tagung zum Phänomen der „Coolness“. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase erläuterte Organisator Rüdiger Zill seine Vorstellung von „Coolness“, die vom antiken Stoizismus zur modernen Besonnenheit führt.

So blieb Direktorin Susan Neiman der Verweis auf die vielfältigen Forschungsaktivitäten ihres Instituts. Der erste Stipendiat des Einstein Forums, Dr. Mischa Gabowitsch, hat seine Arbeit erfolgreich beendet. Er hatte im Einstein Haus in Caputh die deutsche Vergangenheitsbewältigung erforscht. Verschiedene Konferenzunterlagen und Herausgeberschriften sind erschienen. Susan Neimans neues Buch erscheint im Mai. Dann wird auch eine neue Stipendiatin in das Einstein Haus einziehen. Sie ist eine Philosophin mit einem besonderen Interesse für den Buddhismus. Für Gesprächsstoff ist also gesorgt. Mark Minnes

Mark Minnes

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })