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Zu vermieten. In diesem Haus in der Comcity wäre ein Büro für die Stadtmitarbeiter frei. Allerdings kostet es rund 20 Euro pro Quadratmeter – zu viel, wie einige Stadtverordnete meinen.

© Peer Straube

Landeshauptstadt: Zwischenlösung für Millionen

Das Übergangsquartier für die ausquartierten Verwaltungsmitarbeiter soll mehr als sechs Millionen Euro kosten – für nur fünf Jahre

Von Katharina Wiechers

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Die Übergangslösung für die ausgelagerten Stadtverwaltungsmitarbeiter kommt den Potsdamer Steuerzahler vermutlich teuer zu stehen. Die Büroflächen, die ab Juni für die 140 Mitarbeiter angemietet werden sollen, kosten nach PNN-Informationen mehr als sechs Millionen Euro, verteilt über fünf Jahre. Grund dafür sind umfangreiche Umbauarbeiten in dem Bürohaus in der Behlertstraße.

Konkret handelt es sich um einen großen Komplex in der sogenannten Comcity zwischen Behlert-, Manger-, Otto-Nagel- und Berliner Straße. Dort bietet die Strabag Property and Facility Services GmbH ein mehr als 5000 Quadratmeter großes Großraumbüro an. Im Internet wird es für 12,55 pro Quadratmeter inklusive Nebenkosten angeboten. Ein stolzer Preis, doch die Verwaltung würde sogar noch einen ordentlichen Betrag draufschlagen: Rechnet man die sechs Millionen auf fünf Jahre herunter, kommt man auf einen Preis von rund 20 Euro pro Quadratmeter – auch für Potsdamer Innenstadtlagen ein ungewöhnlich hoher Preis.

Der Umzug ist nötig, weil die alten Räume im sogenannten Bürocontainer 1 auf dem Gelände der Stadtverwaltung mit krebserregendem Formaldehyd belastet sind (PNN berichteten). Dort waren unter anderem das Jugendamt und die Bußgeldstelle der Stadt untergebracht. Im November wurde die Belastung festgestellt, Anfang Dezember zogen die 140 Mitarbeiter aus. Seitdem haben sie zum Großteil ihren Sitz in der Behlertstraße 28, dem ehemaligen Sitz der Pro Potsdam. Doch dort können die Mitarbeiter nicht bleiben. Das Gebäude ist nicht auf die Bedürfnisse der Verwaltung ausgelegt, zudem haben nicht alle 140 Mitarbeiter Platz. So sind einige Jugendamtsangestellte derzeit im Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße untergebracht und so räumlich von ihren Kollegen getrennt.

Deshalb sollen sie zum 1. Juni in den ersten Stock des Hauptgebäudes der Comcity in der Behlertstraße 3a ziehen. Das 1993 errichtete Haus beherbergt heute unter anderem das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg und eine Niederlassung des Softwareherstellers Oracle. Auch zwei Firmen der Telekom haben dort laut Türschild noch ihren Sitz – T-Systems und T-Com sind angeschrieben. Angeblich sollen sie aber schon ausgezogen sein – wie die restlichen Telekom-Firmen, bei denen einst bis zu 1500 Mitarbeiter beschäftigt waren.

Dass die Stadtverwaltung ein Objekt in der Comcity bevorzugt, ist schon seit einigen Monaten bekannt. Doch dass dafür 2014 mehrere 100 000 Euro und ab 2015 rund 1,2 Millionen Euro jährlich ausgegeben werden sollen – insgesamt sind von 2014 bis 2019 knapp 6,8 Millionen geplant –, wurde den Stadtverordneten erst am Mittwochabend offiziell mitgeteilt. Im nicht-öffentlichen Teil der Stadtverordnetenversammlung stellte die Verwaltung die Pläne vor, was nach PNN-Informationen für einigen Unmut sorgte. Auf Betreiben von Wolfhard Kirsch von der Fraktion Bürgerbündnis wurde das Thema schließlich in den Finanzausschuss verwiesen – endgültig entschieden ist also noch nichts.

Vor allem die Differenz zwischen dem im Internet angegeben Quadratmeterpreis und den von der Verwaltung veranschlagten Kosten sorgte im Stadtparlament für viele Fragen. Die Stadtverwaltung verwies am Freitag auf PNN-Anfrage darauf, dass das Großraumbüro zu mehreren Einzelbüros umgebaut werden müsse – schließlich gebe es zum Beispiel im Jugendamt Beratungen zu sensiblen Themen. Der Vermieter übernehme diesen Umbau, schlage ihn aber auf die Miete auf – daher der höhere Preis. Außerdem seien bei dem im Internet angegebenen 12,55 Euro bestimmte Kosten noch nicht enthalten, wie zum Beispiel die Umsatzsteuer. Dass gerade dieses Haus ausgewählt wurde, habe vor allem mit der zentralen Lage und der räumlichen Nähe zum Stadthaus zu tun. Außerdem habe das Comcity-Gebäude eine angemessene Größe und sei behindertengerecht. Ein weiterer Containerbau wie auf dem Gelände der Stadtverwaltung sei so schnell nicht zu bewerkstelligen gewesen, sagte ein Sprecher. Bis dieser geplant, genehmigt und aufgebaut sei, könnten bis zu zwei Jahre vergehen. Die Mitarbeiter bräuchten aber so schnell wie möglich einen Alternativstandort.

Auch mit dem Ausweichquartier für den zweiten mit Formaldehyd belasteten Bürocontainer gibt es Ärger. Dort war unter anderem die Suppenküche untergebracht, die eigentlich bis Mitte 2014 auf das Gelände der Stadtverwaltung zurückkehren sollte. Doch das steht nun auf der Kippe, weil die Kommunalaufsicht den Neubau womöglich nicht genehmigt – obwohl dieser „nur“ 150 000 Euro kostet. (mit pee)

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