
© M. Thomas
Potsdamer Ruderer: Zwist am Seekrug
Die Potsdamer Rudergesellschaft fühlt sich schikaniert. Nun erreicht der Streit die Potsdamer Stadtspitze
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Verhinderte Trainingsmöglichkeiten, kein Zugang zu Sportstätten, ungeklärte Nutzungsperspektiven: Die Klagen der Potsdamer Rudergesellschaft (PRG) über die Zustände am Seekrug sind lang und füllen inzwischen mehrere Aktenordner. Seit gut zwei Wochen wüten die PRG-Mitglieder über ein neues Ärgernis: „Eine neue und vollkommen inpraktikable Schließanlage schränkt unseren Ruderbetrieb in unzumutbarer Weise ein“, schreiben sie in einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs. Am gestrigen Montag hat eine PRG-Abordnung das Schreiben demonstrativ übergeben, Sportbeigeordnete Iris Magdowski hat es stellvertretend in Empfang genommen.
Ihren Unmut verbindet die Rudergesellschaft mit einem Namen: Andreas Klemund. Vom Geschäftsführer der Luftschiffhafen GmbH und des Olympiastützpunktes fühlt sich die PRG seit Längerem schikaniert. Die neue Schlüsselanlage, die auf Klemunds Geheiß wegen eines erhöhten Sicherheitsbedarfs für das Seekrug-Gebäude installiert worden sei, erweise sich in der Praxis als Hindernis für den Ruderbetrieb. „Es ist nur der letzte Akt in einer Reihe von Maßnahmen, durch welche Herr Klemund die Rechte der Ruderer im Seekrug unzulässig einschränkt“, heißt es in dem Brief an Jakobs.
Eigentlicher Hintergrund der Missstimmungen am Seekrug ist das Zerwürfnis der einst so erfolg- und traditionsreichen Potsdamer Ruderfamilie, das im Sommer 2011 seinen Höhepunkt fand: Im Streit um die Ausrichtung der PRG spalteten sich die leistungsorientieren Ruderer und Trainer mit Olympiasiegerin und Weltmeisterin Kathrin Boron an der Spitze ab und gründeten den Potsdamer Ruderclub. Eine Vereinbarung mit der Luftschiffhafen GmbH erlaubt dem Club die Nutzung der Trainingsstätten am Seekrug.
Der Vorwurf des PRG-Vorstandes: Während der neue Spitzensportverein in Klemunds Gunst stehe, werde die nunmehr vornehmlich breitensportlich ausgerichtete Rudergesellschaft benachteiligt. Im – auch juristisch geführten – Streit um den rechtmäßigen Besitz von Ruderbooten sowie um das Nutzungsrecht von Trainingsgeräten habe Klemund alles andere als moderierend gewirkt. „Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Probleme überhaupt entstanden sind“, beklagt PRG-Chef Harald Wujanz.
In einem Gespräch mit Jakobs am 13. Mai will der PRG-Vorstand den Oberbürgermeister nicht nur bitten, dass Klemund seine Verantwortung gleichberechtigt wahrnimmt. Er will auch informiert werden über die geplante Ausschreibung für ein Gutachten, in dem Nutzungsvarianten für das Seekrug-Areal untersucht werden sollen. Die Expertise ist von der Stadt angekündigt worden. Der PRG ist bereits der Pachtvertrag für das Gelände zum Jahresende gekündigt worden – vorsorglich, wie es von Seiten der Stadt heißt, sodass bei Bedarf zügig mit einer Neu-Entwicklung des Areals begonnen werden kann. Für die Ruderer kann dies nur eine Modernisierung des Standortes als Ruderstätte sein. „Deshalb muss das auch als Bedingung in der Ausschreibung für ein Gutachten definiert werden“, sagt PRG-Mitglied Albrecht Söllner. Die Befürchtungen indes sind andere. Die Sorge, dass das städtische Grundstück als „zweite Speicherstadt“ vermarktet werden wird, hält Söllner für nicht unbegründet. „Doch das wäre ein Albtraum.“ Daher fordert der PRG-Vorstand von der Stadt, sich zur Zukunft des Seekrug-Geländes zu positionieren und von Oberbürgermeister Jakobs, als „erster Vertreter der Bürger deren Interessen zu wahren und nicht die der – leider zu oft ausschließlich renditeorientierten – Investoren.“
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