Landeshauptstadt: Zwölf neue Deutsche
Die Stadt Potsdam bürgerte gestern Einwanderer im Alter von 2 bis 72 Jahren offiziell ein
Stand:
In gewisser Weise war der Ort gut gewählt. Im Trauungssaal des Potsdamer Standesamtes bekamen gestern Nachmittag zwölf Mitbürgerinnen und Mitbürger aus sieben Nationen ihre deutschen Einbürgerungsurkunden überreicht und schlossen damit auch eine Art Bund fürs Lebens.
Die Potsdamer Sozialbeigeordnete Elona Müller übergab ihnen dazu noch das Deutsche Grundgesetz und die Brandenburger Landesverfassung. Nur die jüngste neue Staatsbürgerin, die zweijährige Diansiwa Mariella, bekam ihre Unterlagen noch nicht selbst ausgehändigt. Die nahm ihr Vater Dimbambu Sukama entgegen, der mit ihr gemeinsam eingebürgert wurde. Mariella wurde bereits in Deutschland geboren, ihr Vater ist gebürtiger Kongolese und war nach einer Flucht staatenlos geworden. In Potsdam lebt er seit mittlerweile 14 Jahren, Deutsch spricht er jedoch kaum. Den Antrag auf Einbürgerung hatte er vor drei Jahren gestellt, seine Frau und die beiden anderen Töchter warten noch darauf, dass ihr Antrag bewilligt wird.
Was ihm dieser Tag bedeute? Natürlich sei es besser, diese Urkunde zu haben, sagte er, aber das alleine reiche nicht, um sich hier willkommen zu fühlen. Er werde als Schwarzer immer noch regelmäßig auf der Straße angepöbelt – „auch von normalen Leuten“.
Der zweitjüngste Neudeutsche an diesem Tag war der knapp siebenjährige Amir. Er verstand schon recht gut, was es mit der Urkunde auf sich hat. „Ich bin jetzt in Deutschland gebürgert“, sagte er. Ein bisschen seltsam fand er das zwar schon – schließlich wurde er 1999 in Deutschland geboren. „Aber vielleicht ist das so, weil ich Verwandte in einem anderen Land hatte – aus Aserbaidschan“, meint er dann. Die hat er zwar immer noch, aber nur er und seine Eltern haben jetzt einen deutschen Pass. Kinder, die ab dem 1. Januar 2000 in Deutschland geboren sind, bekommen die deutsche Staatsbürgerschaft inzwischen automatisch zuerkannt.
Während einige Anwesende der Zeremonie recht teilnahmslos gegenüber standen und froh darüber gewesen wären, die Urkunde mit der Post zu bekommen, hatten sich andere extra schick angezogen. Der aus dem Libanon stammende Ali Hussein Akil hatte sogar Blumen für die Beigeordnete Müller mitgebracht.
Sehr gefreut hat sich auch ein älteres Ehepaar aus Sankt Petersburg, das deutsch-jüdische Wurzeln hat und seit acht Jahren in Potsdam lebt. „Wir sind verliebt in diese Stadt“, sagte Gabriela Grinwald, die ihren Mädchennamen behalten hat. Ihr Mann Boris Seligmann saß ganz dicht an ihrer Seite und lächelte.
Juliane Schoenherr
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