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Kultur: „... dass sich die Engel im Himmel freuen“ Stargeiger Benjamin Schmid spielt Mendelssohn
Als „Mozart des 19. Jahrhunderts“ ist Felix Mendelssohn Bartholdy tituliert worden, als ein „romantischer Klassizist“, der die überlieferten Formen mit dem Geist der neuen Zeit gefüllt habe.
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Als „Mozart des 19. Jahrhunderts“ ist Felix Mendelssohn Bartholdy tituliert worden, als ein „romantischer Klassizist“, der die überlieferten Formen mit dem Geist der neuen Zeit gefüllt habe. Sein berühmtes Violinkonzert in e-Moll ist Teil seines erstaunlichen „Spätwerks“ - sofern eine solche Bezeichnung angesichts eines derart früh, im Alter von nur 38 Jahren verstorbenen Komponisten überhaupt gerechtfertigt ist.
Im Jahre 1838 schrieb er an den befreundeten Geiger Ferdinand David: „Ich möchte Dir wohl auch ein Violin-Concert machen für den nächsten Winter; eins in E-moll steckt mir im Kopfe, dessen Anfang mir keine Ruhe läßt“. David antwortete ihm alsbald: Er wolle sich bemühen, dieses Konzert so zu spielen, „dass sich die Engel im Himmel freuen“. Das Violinkonzert verkörpert Mendelssohns individuelle Tonsprache gleichsam in Reinkultur.
Im Zeitalter des Virtuosentums, das mit dem gefeierten Auftreten Paganinis und Liszts angebrochen war, stand es quer zur allgemeinen Tendenz: Statt den virtuosen Charakter mit Vehemenz herauszustellen, wird dieser hier eher verschleiert. Geradezu spektakulär ist die formale Gestaltung des Konzerts, denn alle drei Sätze fließen ineinander. Sein unverwechselbares Gepräge erhält es durch das ständige Dialogisieren von Violine und Orchester.
Als Solisten konnte die Kammerakademie den jungen österreichischen Geiger Benjamin Schmid gewinnen. Der Preisträger des Londoner Carl-Flesch-Wettbewerbs gilt als einer der talentiertesten Geiger seiner Generation. Er spielt regelmäßig mit führenden Orchestern und ist seit Jahren gern gesehener Gast u.a. bei den Salzburger Festspielen.
Benjamin Schmids außergewöhnlich vielseitiges Repertoire reicht bis in den Jazz. So unterschiedliche Musiker wie Yehudi Menuhin und der französische Jazz-Geiger Stephane Grappelli waren seine Mentoren. CD-Einspielungen von Benjamin Schmid u.a. bei Sony Music wurden mit dem Deutschen Schallplattenpreis und dem EchoPreisKlassik bedacht. Benjamin Schmid spielt auf einer Stradivari-Geige aus dem Jahr 1731.
Während in Mendelssohns Violinkonzert Klassisches und Romantisches auf unvergleichliche Weise verknüpft ist, bezieht sich der russische Komponist Sergej Prokofjew in seiner 1916/17 entstandenen „Symphonie classique“, die das Programm eröffnet, in moderner Weise auf die klassische Epoche. Auf humorvolle Art werden hier klassische Kompositionsprinzipien mit neoklassizistischen Elementen verbunden.
Ein echtes klassisches Werk, die „Linzer Sinfonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart, steht am Ende des Programms. Sie gilt als die erste in der Reihe der großen späten Sinfonien. Mozart schrieb sie innerhalb von wenigen Tagen auf der Reise von Salzburg nach Wien. In Linz, wo er Station machte, wurde die Sinfonie bereits vier Tage nach seiner Ankunft mit großem Erfolg uraufgeführt. Mozart scheint das Werk auch selbst sehr geschätzt zu haben, denn wir wissen von mehreren späteren Aufführungen in Wien und Prag unter seiner Leitung.
Die Leitung des Konzerts liegt in den Händen von Michael Sanderling, dem künstlerischen Leiter der Kammerakademie. Es ist das letzte der Sinfoniekonzert-Reihe der Saison 2008/09 im Nikolaisaal.
Die Kammerakademie Potsdam verabschiedet sich damit von ihrem Potsdamer Publikum in die Sommerpause. In den Sommermonaten ist das Orchester beim Rheingau Musik Festival und bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten zu hören.
H. Schulze/A. Schloemann
20. Juni, 19.30 Uhr, Großer Saal: Sinfoniekonzert
H. Schulze, A. SchloemannD D
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