Kultur: „... weil ich kein Profi bin!“
Fotos und Keramik auf der Freundschaftsinsel
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Fotos und Keramik auf der Freundschaftsinsel Von Gerold Paul „Da verwirrender Blüten- und Pflanzenreichtum erst neuerem Gartenwesen angehört, so erwächst jener Rolle der Plastik eine neue Bedeutsamkeit“, schrieb Karl Foerster in seinem Buch „Der Garten als Zauberschlüssel“. Mag sein, wer hätte schon der Semiramis’ Hängende Gärten in Babylon gesehen? Es geht ja auch eine Nummer kleiner. Am Freitag wurde im Pavillon auf der Freundschaftsinsel die städtische Ausstellung „Natur – Struktur – Räume“ eröffnet. Marianne Foerster zeigte erstmals größer-formatige Natur-Fotografien, ihre Nachbarin Dorothea Nerlich frostbeständige Gartenkeramik zwischen geometrischer Form und figürlich-plastischem Anspruch. Die Vernissage freilich fand im schönstem Sonnenscheine vor dem Gartenpavillon statt, es kamen der Gäste und Freunde sehr viele. Stadtkonservator Andreas Kalesse ließ aus dienstlichen Gründen warten, dann hielt er seine Laudatio, indem er Karl Foerstes Sicht auf Gärten, Plastik und das Fotografieren („der Farbfilm muss ran für naturferne Kinobesucher“) recht ausführlich darstellte. Michael Schenk gab eine Kostprobe seiner sphärisch-musikalischen Einfälle, wie sie auch diese Ausstellung begleiten werden, 37 Miniaturen, eigens für diese luftige Sommer-Exposition bestimmt. Natürlich wird, wer will und kann, an diesen Exponaten Freude haben, zumal sie in geradezu liebevoller Weise arrangiert worden sind (Siegfried Lachmann), abgelichtete Detailstudien von Mohnblüte und Fächer-Ahorn, Gräsern, tief vom Schnee gebeugt, Steine und Stubben einer Uferzone, das schöne Detail am Roten Mangold wie die Buntheit einer Totale in Garten und Park. Vieles gibt es zu entdecken in der gesetzten Raum-Struktur, was Betrachtern und Kaufwilligen allerdings manches abverlangt: Die Exponatliste ist eher ein Fall für Dr. Watson, Orientierungshilfe gibt sie kaum. Reliefs, verschieden geformte und dezent mit Erdtönen bemalte Keramik wie zierende Teller und kantige Vasen, Kugeln und Torsi aus der Werkstatt von Dorothea Nerlich (ihre Formensprache neigt eher zur wohlempfundenen Archaik) könnten manchen Gartenfreund begeistern, je nach Gusto und Plan, auch wenn die Namen ihrer Objekte („Strukturen“, „Gewelltes Relief“) nicht sehr poetisch klingen. Ton „in seiner elementaren Ursprünglichkeit“ sei ja „ein verbindendes Element zwischen Mensch und Natur“. Dennoch wird dem Besucher bald auffallen, dass ein Foto kein wirkliches Grün ist und die irdenen Objekte „im Trockenen“ ganz anders wirken als im Blumenbeet zu Hause. Marianne Foerster mochte das gespürt haben. Gefragt, warum sie mit ihren Arbeiten „erst so spät“ an die Öffentlichkeit gehe, antwortete sie bescheiden: „Weil ich kein Profi bin“. Und tatsächlich sind ihre Fotos kaum spektakulär, sie wollen Ruhe und Schönheit strahlen, wie die Verkaufsausstellung selbst. Zweierlei ist noch anzumerken. Wenn man eine so luftige Vernissage vor allem mit Zitaten von Karl Foerster zupflastert, gerät die Originalität der Tochter leicht in den Schatten. Man ist geneigt, ihre eigene Leistung an dem prominenten Vater zu messen, die Exposition mit seinen Augen zu sehen. Andererseits ist nicht nachzuvollziehen, warum der Veranstalter fremden und heimischen Flaneuren die Pforten zum Pavillon bereits um 18 Uhr sperrt. Man will sich ja nicht nur im „verwirrenden Blüten- und Pflanzenreichtum“ der Freundschaftsinsel ergehen, auch diese Ausstellung im sommerlichen Abendsonnenschein erkunden, wo es am schönsten ist. „Natur Struktur Räume“, Pavillon Freundschaftsinsel bis 29. 8., Mi. – Fr. 13 – 18 Uhr, Sa./So. 12 – 18 Uhr
Gerold Paul
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