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Kultur: ... zu Mozart 2006

Kleine Nachtmusik und Musik von Yehezekel Braun

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Kleine Nachtmusik und Musik von Yehezekel Braun Mit dem wohl populärsten und meistgespielten Werk aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart – der „Kleinen Nachtmusik“ geht das Neue Kammerorchester Potsdam den ersten Schritt in Richtung von dessen 250. Geburtstag am 27. Januar 2006. Zweifellos gibt es wenige Parallelen in der Musikliteratur, wo ein einzelnes Werk so synonym für den Namen des Komponisten steht wie im Falle von Mozart und seiner G-Dur Serenade, der er selbst den Titel „Eine kleinen Nachtmusik“ gab. Natürlich ist ein solcher „Hit“ für jeden Interpreten eine Herausforderung, auch unter die vielleicht etwas abgegriffene Oberfläche des Werkes blicken zu lassen. So kann man sicher eine aufmunternde und keine einschläfernde Nachtmusik mit den Streichern des Neuen Kammerorchesters erwarten. Das Schaffen Mozarts weißt zahlreiche Beispiel für gute Gebrauchsmusik auf. Er war sich nicht für Musik zu schade, bei der der Komponist von vornherein damit rechnen musste, dass keiner richtig zuhörte, erklang die Divertimenti und Serenaden doch im allgemeinen bei der Tafel. Für die Zuhörer waren sie zweifellos (auch im wörtlichen Sinn) Unterhaltungsmusik; Mozart stellte trotzdem einen hohen kompositorischen Anspruch. Die „Kleine Nachtmusik“ – der (sicher zufällige) Schlusspunkt in Mozarts Beschäftigung mit instrumentalen Nebenformen - dokumentiert so gottbegnadetes Musikantentum und gleichzeitig unübertroffene Meisterschaft in der Anwendung auch kleiner musikalischer Formen. Die g-Moll Sinfonie KV 550 ist dagegen ein Schwergewicht in Mozarts uvre. Bis zur Gegenwart bleiben die letzten drei großen Sinfonien, die nach einer langen Sinfoniepause im Sommer 1788 innerhalb weniger Wochen entstanden, von der Aura des Unerklärlichen umgeben. Mozart hat niemals ohne Auftrag oder konkreten Anlass komponiert. Für die Trilogie der letzten großen Sinfonien ist aber nichts Derartiges dokumentiert. Ganz im Gegenteil - möglicherweise wurden sie zu Mozarts Lebzeiten nie aufgeführt. Was ihn zu dieser, wirtschaftlich gesehen aberwitzigen Tat bewogen hat, muss bei der vorhandenen Dokumentenlage Vermutungen bleiben. Nicht von der Hand zu weisen ist die Ansicht, dass die Trilogie der drei großen Sinfonien das künstlerische Glaubensbekenntnis des Meisters darstellt. In jedem Fall ist Mozarts Sinfonie Nr. 40 in g-Moll eine seiner schönsten. Sie lässt eine traurige Ahnung aufkommen, was er noch hätte schreiben können, wäre ihm eine normale Lebensspanne vergönnt gewesen. Die Sinfonie ist nicht nur eines der vollendetsten Beispiele des klassischen Stils, sondern auch ein Schlüsselwerk zum Verständnis der Verbindung zwischen musikalischer Klassik und Romantik. Schubert kannte die g-Moll-Sinfonie und verwendete das Menuett als Grundmodell für dasjenige seiner „Fünften“. Insofern ist diese Konzertsaison des Kammerorchesters auf dem Weg „zu Mozart 2006“ in der Tat eine logische Fortführung der zurückliegenden Saison mit Schubert im Mittelpunkt. Zwischen den beiden Spätwerken Mozarts ein „Apropos“- das Klarinettenkonzert von Yehezkel Braun, komponiert 1987 und nicht ohne die Auseinandersetzung mit dem Mozartschen Ausnahmekonzert entstanden, das dieser im Oktober 1791 zwei Monate vor seinem frühen Tod im Alter von nicht einmal 36 Jahren vollendet hatte. Christian Seidel

Christian Seidel

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