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Kultur: 40 000 Euro zu wenig

Die Grundfinanzierung der fabrik ist nach dem Auslaufen des „Tanzplans“ für 2011 noch nicht gesichert

Stand:

Die Diskussion um die Förderung der Kultur in Potsdam ist noch lange nicht beendet. So ist die Grundversorgung der fabrik Potsdam derzeit nicht gesichert, wie die künstlerische Leiterin, Sabine Chwalisz, auf PNN-Nachfrage sagt. Sie rechnet mit einem Defizit von 40 000 Euro.

Ist das eine Überraschung? Nicht ganz, aber die Begründung ist verzwickt: Zum einen ist die auf fünf Jahre angelegte Förderung für den Tanzplan Potsdam dieses Jahr ausgelaufen und zum anderen hat die durch den Tanzplan mitfinanzierte Nutzung der fabrik-Räume für die vergebenen Residenzen einen Teil der Betriebs- und Personalkosten aufgefangen. Diese Deckung fehlt nun. Und warum fallen die Betriebskosten gerade jetzt so sehr ins Gewicht? Das liegt daran, dass die Räumlichkeiten nach der von der Stadt geförderten und gewollten Sanierung der Schiffbauergasse im Betrieb und in der Wartung teurer geworden sind. Da der Wiedereinzug in die sanierten Räume 2006 mit dem Beginn des Tanzplans Potsdam zusammenfiel, wurden diese Kosten bisher vom Tanzplan mit aufgefangen. Auch zwei Stellen, die nun gekündigt werden mussten, sowie der zweite Techniker im Haus wurden von dem Programm getragen, so Sabine Chwalisz.

Die einzige Möglichkeit, mit einem engeren Finanzkorsett umzugehen, sieht die fabrik darin, weniger Veranstaltungen anzubieten. In der Qualität ist man zu keinen Kompromissen bereit.

Wenn sich die Anzahl der Vorstellungen deutlich reduziert, könnte sich das wiederum auf die Auslastung des Hauses negativ auswirken und auf die Eigeneinnahmen, die zur Zeit bei 30 bis 40 Prozent liegen (im Vergleich: das Hans Otto Theater als städtische Einrichtung hat 2009 12 Prozent eingespielt). Das heißt, dass in der fabrik 2009 im Schnitt von 200 verfügbaren Zuschauerplätzen 172 besetzt waren. Für 2010 schätzt Sabine Chwalisz die Auslastung wegen der Sonderveranstaltungen, wie zum eigenen 20. Jubiläum oder dem gemeinsamen 24-Stunden-Programm aller Veranstalter der Schiffbauergasse „Eine Stadt für eine Nacht“, sogar etwas höher ein.

Trotz der guten Ergebnisse geht es nun um die Grundfinanzierung der fabrik. Ohne dass diese von der Stadt gesichert wird, lassen sich auf eigene Initiative auch keine Drittmittel von Stiftungen und Institutionen einwerben. Die möchten sich nämlich darauf verlassen können, dass das angebotene Programm auch tatsächlich stattfinden wird. Interessen für Kooperationen gibt es von Seiten verschiedener Institutionen durchaus. Auch ihre Räume stellt die fabrik Interessenten gerne zur Verfügung. Zusätzlich ist man auf der Suche nach neuen Modellen. Provinzialität will die fabrik auf keinen Fall. „So sind wir nicht gestrickt“, sagt Sabine Chwalisz, entschlossen, die internationale Zusammenarbeit fortzuführen.

Die gute Vernetzung zu erhalten, sei wichtig für den internationalen Ruf, den sich die fabrik in den vergangenen Jahren erobert hat und von dem auch der Hauptstadtkulturstandort Schiffbauergasse profitiert. „Die Schiffbauergasse ist aber nicht wie die Hackeschen Höfe“, so Sabine Chwalisz. Statt auf ein breites buntes Angebot von früh bis spät, das auch viele Touristen anlockt, sind die sieben Anbieter der Schiffbauergasse auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet. Auch das gastronomische Angebot ist noch lange nicht ausreichend. Wenn Stadt und Land es damit ernst sei, die Schiffbauergasse zu einem landesweiten Kulturstandort zu machen – und diese Intention hat die Sanierung der Räumlichkeiten damals vorangetrieben – müssten wenigstens die Grundversorgung für den Betrieb der Häuser gesichert werden können, betont die Tänzerin und Choreografin.

Der Tanzplan Potsdam kann in Zukunft höchstens in einer Miniaturversion fortgesetzt werden. Wurde er bisher jährlich mit 280 000 Euro gemeinsam von Stadt, Land und Bund gefördert, wird für nächstes Jahr eine Summe von 21 000 Euro für Residenzen von der Landeshauptstadt zur Verfügung gestellt, „um der fabrik eine Unterstützung für die Weiterentwicklung ihres Konzepts nach dem Auslaufen des Programms zu geben“, so Birgit-Katharine Seemann, Fachbereichsleiterin Kultur, auf Anfrage der PNN.

Von der Stadt wird die Anbindung der fabrik an die internationale Tanzszene geschätzt. „Wünschenswert wäre es, wenn die fabrik ihr Knowhow und ihr – auch durch ,Artists in Residence’ gewonnenes – Netzwerk nutzt, um Aufführungen zu zeigen, die ein breites Publikum an die Schiffbauergasse ziehen“, so Birgit-Katharine Seemann.

Sabine Chwaliszs Ziel ist es, das Programm der fabrik so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Neben dem vielseitigen Kursangebot oder dem Tanz an den Schulen möchte die fabrik nächstes Jahr das Programm der Meisterchoreographen fortführen, Tanz aus Japan und China nach Potsdam holen und gemeinsam mit der Tänzerin Paula E. Paul eine Jugendchoreographiewerkstatt veranstalten.

Auch eigene fabrik-Produktionen würde die Tänzerin und Choreografin Sabine Chwalisz gerne wieder mit entwickeln, so wie jetzt „Elf Frauen“. Doch um ungestört arbeiten zu können, muss erst einmal das Defizit beseitigt sein. Undine Zimmer

, ine Zimmer

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