Kultur: Aber die Liebe
„Cavalleria rusticana“ morgen in der Erlöserkirche
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Noch einmal wird am morgigen Donnerstag das Saisonmotto „Aber die Liebe ...“ in der Erlöserkirche mit kräftigen Farben ausgeleuchtet. Das Neue Kammerorchester Potsdam unter Leitung von Ud Joffe lädt zum fünften und letzten Konzert der Saison ein. Pietro Mascagnis Einakter „Cavalleria rusticana“ könnte des Sujets wegen, aber vor allem wegen der geradezu mediterrane Atmosphäre erzeugenden Musik als die italienische Nationaloper schlechthin angesehen werden. Es geht um einfache Menschen in einem sizilianischen Dorf, um Enttäuschung, Eifersucht und Verrat – vor allem aber um Ehre.
Allerdings hält die „Cavalleria rusticana“ einen Spiegel vor, der weit mehr zurückwirft als das mit südländischem Kolorit eingefärbte Bild einer typisch sizilianischen Ehrenrettung vor mehr als einem Jahrhundert. In einem fast intimen Rahmen zwischen Kirche, Osteria und dem Haus von Mamma Lucia wird exemplarisch vorgeführt, wie der Fehltritt eines Menschen ausweglos in die Katastrophe führt, wenn die Betroffenen einem unantastbaren Ehrenkodex verhaftet bleiben. „Die Schuld wird nicht vergeben; mein ist die Rache bevor der Tag sich neigt.“ Mit diesem Satz, der bis ins 21. Jahrhundert nichts an erschreckender Aktualität eingebüßt hat, wird das tödliche Finale eingeläutet.
Mit der aufsehenerregenden Premiere von „Cavalleria rusticana“ 1890 in Rom – vierzigmal wurde der Komponist vor den Vorhang gerufen – wurde Pietro Mascagni mit einem Schlag in Italien und im Verlaufe von nur einem Jahr auf der ganzen Welt berühmt. Mit seiner Erstlingsoper gelang ihm etwas, was er zeitlebens als Komponist nicht wieder erreichen sollte: die ideale Balance zwischen Belcanto und dramatischem Ausbruch. Viele der Melodien haben sich inzwischen fast ein Stück von ihrem Ursprung gelöst und sind zu einer Art Schlager geworden.
Für die morgige Aufführung werden Ursula Hesse von den Steinen (Santuzza), Meik Schwalm (Turiddu), Bhawani Moennsad (Lucia), Raimund Nolte (Alfio) und Regina Jakobi (Lola) erwartet. Dazu singen der Neue Chor Berlin, der Neue Kammerchor Potsdam und die Potsdamer Kantorei. kip
Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt kostet 13, ermäßigt 10 Euro.
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