Kultur: Abgesagt
Gespräch über Zukunft des Fontane-Archivs fiel aus
Stand:
Die Voraussetzungen für ein Gespräch waren gegeben. Für ein Gespräch, das nicht stattfinden sollte. Es gab Kaffee und Tee, eine Gästeliste und einen Konferenzraum. Es gab zwei Vertreter des Wissenschaftsministeriums, die sich zu den beiden schon anwesenden Journalisten setzten. Man nahm sich Kaffee und Tee, sprach über den kalten Tag und wartete auf den Beginn des Gesprächs. Gestern morgen hatte das Theodor-Fontane-Archiv Potsdam zu dieser Pressekonferenz über seine Zukunft eingeladen: „Ein kultureller Leuchtturm – und wie weiter?“ Als die Leiterin des Fontane-Archivs dann erschien, nahmen die Journalisten ihre Stifte in die Hand. Doch die Chefin blieb vor dem Tisch stehen und sagte, dass sie gerne von einem positiven Gespräch mit der Ministerin am Vorabend berichten würde. Doch, das Pressegespräch sei abgesagt worden. Abgesagt? Die Vertreter des Ministeriums saßen da wie zwei Mafiosi. Dass keiner etwas Falsches sage. Irgendwann meinte einer von ihnen, dass es in dem Gespräch am Vorabend um organisatorische Dinge gegangen sei. Tatsächlich sei es ein positives Gespräch gewesen, aber die Ministerin wolle keine Pressekonferenz. Die habe sie schließlich in der vergangenen Woche gegeben. Allerdings ohne die Leiterin des Archivs. Ministerin Wanka hatte bei dem Anlass Gerüchte um die Schließung des Archivs dementiert. Einer der beiden Ministerialen wurde im Weiteren etwas unwirsch, er verstehe gar nicht, was das Archiv wolle, schließlich soll es im kommenden Jahr 25000 Euro mehr bekommen. Die Journalisten wussten nun auch nicht mehr, wer nun eigentlich was will. Das Gespräch war per Dekret beendet, der heiße Tee blieb stehen, im Raum war es plötzlich eiskalt. Das Fontane-Archiv ist eine wissenschaftliche Institution des Landes. Der Bestand umfasst etwa 18 000 Blatt Originalhandschriften Fontanes und seines Umkreises. Das Archiv wird vom Land jährlich mit insgesamt 370 000 Euro gefördert. Im kommenden Jahr soll es in die Villa Quandt am Pfingstberg umziehen. Klingt doch alles schick. Gäbe es da nicht die Überlegungen des Ministeriums, das Archiv in das Landeshauptarchiv einzugliedern. Die Sammlung soll sich in Zukunft wissenschaftlich profilieren. Es werde geprüft, wie das Archiv dann effizienter verwaltet werden kann, hatte Wanka gesagt. Womit wohl alles gesagt ist.
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