Kultur: Abschied
Gisela Leipert verlässt das Hans Otto Theater
Stand:
Seit dem 1. August 1972 ist Gisela Leipert Mitglied des Schauspielensembles des Hans Otto Theaters Potsdam, das sie nun nach 35-jähriger Zugehörigkeit mit Ende dieser Spielzeit verlässt. Wenn auch das Publikum Gisela Leipert in der nächsten Spielzeit noch in einigen Wiederaufnahmen sehen und vielleicht auch noch in dieser oder jener Gastrolle erleben wird, auf ein schauspielerisch vielfältiges und sicher auch erfülltes Leben kann sie jetzt schon zurückblicken.
Geboren 1942 in Kattowitz, begann Gisela Leipert nach dem Abitur zunächst als physikalisch-technische Assistentin, bis sie sich eines Anderen besann: dem Erlernen des Schauspielerberufes. Von 1965 bis 1968 besuchte sie daher die Staatliche Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin. Ihr erstes Engagement war am Meininger Theater von 1968 bis 1970, es folgten zwei Jahre am Theater in Zwickau, bevor sie dann zusammen mit ihrem Mann, dem Schauspieler, späteren Regisseur und Theaterleiter Wilfried Mattukat, 1972 an das Potsdamer Theater wechselte. Hier betrauten Regisseure wie Günter Rüger, Rolf Winkelgrund, Uta Birnbaum, Gert Jurgons, Herbert Olschok und zuletzt Uwe Eric Laufenberg und Petra Luisa Meyer die Schauspielerin mit zahlreichen anspruchsvollen und von ihrem Charakter auch sehr unterschiedlichen Rollen.
Einige der markantesten und für Gisela Leipert vielleicht auch der wichtigsten waren die Carrar in Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ (1974), die Mutter in Lorcas „Bluthochzeit“(1976), die Königin Elisabeth in Schillers „Maria Stuart“ (1978), die Irrenärztin in Dürrenmatts „Die Physiker“(1981) – und vielen sicher auch noch in guter Erinnerung die in ihrer Gestaltung sehr berührende Kate in Friels „Leben ein Tanz“ (2002) . Unter der Intendanz Laufenberg war Gisela Leipert in jüngster Zeit u.a. zu sehen als Millerin in Schillers „Kabale und Liebe“(2005), als Königin in Thorsten Beckers „Katte“ (2006) und als Roswitha in Fontanes „Effi Briest“ (2006). Gerade in der Rolle der Hausangestellten Roswitha bewies Gisela Leipert ihre besondere Fähigkeit, mit sparsamsten Mitteln Figuren von großer Eindringlichkeit entstehen zu lassen. Durch ihren direkten Ton, ihre Beschränkung auf das Wesentliche gelangen ihr immer wieder auf der Bühne Menschen von großer Unmittelbarkeit und Nähe. Den Regisseuren und ihren Schauspielkollegen ist Gisela Leipert in den vielen Jahren Dank ihrer großen Theatererfahrung, ihrer schauspielerischen Disziplin und ihres untrüglichen Bühneninstinkts, den sie gegenüber allzu interpretatorischer Willkür auch schon mal geltend machte, stets ein wichtiger und verlässlicher Partner gewesen.M. Ph.
M. Ph
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