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Kultur: Alle sollen Freude trinken Konzert mit Ute Beckert und Gottfried Eberle

Die Liebe erscheint in Gestalt eines Blumen schenkenden Mädchens, alle Lebewesen sollen Freude trinken und doch ist jeder glückliche Moment, jede schöne Gabe vergänglich und flüchtig wie der Schein eines Blitzes. Nur zweihundert Jahre sind vergangen, seit Friedrich Schiller und Fanny Mendelssohn Bartholdy solche Ideen dichterisch und musikalisch zum Ausdruck brachten.

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Die Liebe erscheint in Gestalt eines Blumen schenkenden Mädchens, alle Lebewesen sollen Freude trinken und doch ist jeder glückliche Moment, jede schöne Gabe vergänglich und flüchtig wie der Schein eines Blitzes. Nur zweihundert Jahre sind vergangen, seit Friedrich Schiller und Fanny Mendelssohn Bartholdy solche Ideen dichterisch und musikalisch zum Ausdruck brachten. Unwiederholbar erscheint die naive Inbrunst, mit welcher menschliche Werte wie Freundschaft, Liebe und Hoffnung gepriesen und Sehnsucht, Entzücken und Erstaunen gefühlt wurden. Die junge Potsdamer Sopranistin Ute Beckert und Gottfried Eberle am Klavier gaben in der Dorfkirche von Eiche einen klangschönen und besinnlichen Einblick in diese so fern erscheinende Welt. Vor genau zweihundert Jahren starb Friedrich Schiller im Alter von 46 Jahren. Ein halbes Jahr später kam Fanny Hensel, geborene Mendelssohn Bartholdy, zur Welt. Gekannt haben sie sich also nicht, und unter den über 80 Liedkompositionen von Fanny Hensel findet sich wohl auch keine auf ein Schillergedicht – doch ist ihnen nicht nur das Datum 1805 gemeinsam, sondern auch die Teilhabe an der Gedankenwelt von Idealismus und früher Romantik. Das gilt auch für Franz Schubert, der viele der schönsten Gedichte von Schiller kongenial in die Musik übersetzt hat, wie sich im ersten Teil des literarischen Konzertes zeigte. Wie viel munterer und feinsinniger klingt die Schubertsche Vertonung von Schillers Ode „An die Freude“ als der Beethovensche Triumphmarsch! Auch das schlichte Gedicht vom „Mädchen aus der Fremde“ (das die schönsten Blumen den Liebenden schenkt) und natürlich „Der Pilgrim“, der rastlose Weltenwanderer, erhalten in Schuberts Kompositionen treffliche Akzente von Klarheit und Wehmut. Schön auch, wie Schubert den feurigen Ton von Schillers „Dithyrambe“ zurücknimmt zugunsten eines leichten, tänzerischen Klangs, dem Gottfried Eberle viel Walzerschwung verleiht. Die Sängerin Ute Beckert erfreute trotz Erkältung mit ausnehmend reiner, heller Stimme, wirkungsvoll schlichter Phrasierung und guter Textverständlichkeit. Dass Fanny Hensel als Komponistin zumindest genauso begabt war wie ihr Bruder Felix, wird inzwischen anerkannt. Goethes Gedichte hatten es ihr sehr angetan, wie die Vertonungen der Mignon-Lieder zeigten. Ihre unbändige Italien-Sehnsucht konnte sie erst nach Heirat und Geburt eines Sohnes ausleben. Bei diesem Aufenthalt entstanden einige ihrer reifsten und schönsten Kompositionen, wie das Lied auf das Goethe-Gedicht „Auf dem See“ – sehr rein, klar und doch schon von leichten Abschiedsgefühlen durchzogen. Ausgelassen, anmutig erklingt das frohgemute „Italien“. Nie wieder erlebte Fanny Hensel so viel Lebenslust und Freude wie bei ihrem Italienaufenthalt, über den sie ausführlich geschrieben hat. Kleinere Bemerkungen daraus ergänzten das Programm. Da war ihr frühes Ende mit nur 41 Jahren schon ganz nahe. Eine Ahnung davon findet sich im „Schwanenlied“ nach einem Gedicht von Heinrich Heine. Ute Beckerts glockenreiner, ungekünstelter Gesang verlieh den Liedern sehr überzeugenden musikalischen Ausdruck. Gottfried Eberle begleitete würdig und führte kundig zu den künstlerischen Schätzen der Vergangenheit.

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