Kultur: Alles klang nach Beethoven

In der Beschränkung zeigt sich der Meister – und in der Beherrschung verschiedener Stile. Über beides verfügt der Neu-Potsdamer Pianist Alexander Untschi leider (noch) nicht. Seinen Klavierabend in der Rotunde im Hotel „Voltaire“ widmete er dem ukrainischen Starpianisten Emil Gilels (1916-1985) – und spielte Stücke, die dieser auch gespielt hatte. Als ob das allein ein Gütesiegel fürs eigene Tastatieren wäre!

Untschis ständige Verweise auf sein Vorbild wirken wenig originell, bald nur noch penetrant. Während seiner anekdotenreichen Moderation läuft eine Diashow mit Fotos seines Abgottes.

An Mozarts Geburtstag, es ist der 27. Januar, spiele er natürlich eine Sonate des Meisters, lässt er das Auditorium wissen. Es ist die in B-Dur KV 570 („sie zählte zu den Favoriten von Gilels“). Untschi musiziert sie kraftvoll, fern der Rokokotändelei, kernig und kurz phrasiert. Bereits hier ist zu hören, dass der Pianist ein undifferenziertes Mezzofortespiel liebt. Gilels nicht, wie auf Platten nachzuhören ist, denn der drang tief und voller Ernsthaftigkeit in Werkstrukturen ein. Untschi nicht. In Beethovens B-Dur-Sonate op. 22 kehrt er den krallenbewehrten Tastenlöwen hervor, der nunmehr das Forte als seine Lieblingslautstärke entdeckt. Gestalterisch vermag er das Stück auszuloten. Des Meisters zweisätzige Fis-Dur-Sonate op. 78, die voll des Zarten und Poetischen ist, tastatiert er zwischen Liebesgesang und sorgloser Verspieltheit. Kurzum: Beethoven kann er. Mit einem Bach-Häppchen geht es in die Pause.Danach führt Alexander Untschi vor, was er (und somit einst auch Emil Gilels) so alles im Repertoire hat.

Beispielsweise zwei Chopinsche Nocturnes (b-Moll, Es-Dur) und die As-Dur-Ballade op. 47, das Schubertsche As-Dur-Impromptu und Webers C-Dur-Rondo. Doch egal, was er spielt: es klingt alles nach Beethoven, alles über einen Leisten. Was, wenn Alexander Untschi zum eigenen Stil fände?!

Peter Buske

Peter Buske