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Kultur: Als Klasse für sich die Singschule

Zum 25. Mal in der Nikolaikirche: Adventssingen der Potsdamer Kirchenchöre

Stand:

Großes Adventssingen mit fast allen Potsdamer Kirchenchören zur Vesperzeit in St. Nikolai! Elf Klangkörper waren dabei. Ob nun am Sonntag bis zu 400 Mitwirkende vor dem Altar, auf den Emporen oder gar im Entree diese alte Tradition gemeinsam mit der Gemeinde pflegten, lässt sich schwerlich beurteilen, jedenfalls war das Bedürfnis nach diesem „singenden Advent“ in der Stadt so groß, dass man diese Jubiläums-Veranstaltung, wie jedes Mal, wiederholen musste. Es gibt sie bereits seit fünfundzwanzig Jahren. Der einstige Nikolaikantor Wolfram Iwer hatte diese Tradition 1981, im Jahr der Wiederenweihung von St. Nikolai, weitblickend begründet.

Knackedickevoll also Potsdams großer Zentralbau, als man diese schöne Andacht, bei abgedunkeltem Licht, gemeinsam mit „Die Nacht ist vorgedrungen“ eröffnete. Björn O. Wiede als Hausherr und Matthias Jacob von der Friedenskirche dirigierten die Chöre im Altarbereich, sorgten auch für Abstimmung, wenn die achthundert Gäste in die fast durchweg a-capella vorgetragenen Lieder einstimmen sollten. Schnell stellte sich ein Gemeinschaftsgefühl zwischen den Ausführenden und der Gemeinde her, ganz wie in alten Zeiten, als das Singen noch geholfen haben soll.

Neben traditionellem Liedgut wie „Es ist ein Ros“ entsprungen“ oder „Ich steh an deiner Krippen hier“, welches alle Chöre recht synchron im Wechsel sangen, brachte man auch modernere Bearbeitungen zu Gehör. Natürlich war „Macht hoch die Tür, die Tor“ macht weit“ zu hören, in einem Satz von Albert Thate. „Freuet euch, ihr Menschenkinder“ des BarockkomponistenWolfgang Carl Briegel hörte man vom Propsteichor St. Peter und Paul (Leitung Andreas Zacher). Die Kantorei an der Friedenskirche sang unter anderen „Haben Engel wir vernommen“ von Willi Träder. Als Klasse für sich erwiesen sich die jungen Damen der Singschule Potsdam (Leitung Christa Bleyl), als sie Hugo Distlers „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Wie heimlicher Weise ein Engelein leise“ des unvergessenen Hans Chemin-Petit mit erstaunlicher Reinheit und innigem Ausdruck vortrugen.

Superintendent Bertram Althausen erzählte in seiner Andacht von den Menschen, welche Gott oft an der falschen Stelle suchen, und von einem Gott, der „auch klein wird, wenn er uns nahe kommt. Wer sucht ihn schon bei Schafen und Hirten?“

Bald wurde auf die inszenierten Lichteffekte verzichtet, man sah also, was von den versammelten Chören zu hören war, die von der Pfingstgemeinde bis nach Werder, von Caputh bis zu Potsdams Freikirchlicher Gemeinde herstammten. Ein ökumenisches Sangesfest also, gar nicht protzig, trotz der zahlreichen Stimmen, dafür sehr festlich angelegt, der Zeit entsprechend. Das volle Haus garantierte sogar eine weitgehend saubere Akustik. Vielleicht kam bei so viel erkennbarer Freude das Bewusstsein etwas zu kurz: Wie sollte man den Heiland „empfangen“?

Singend, lobend. Im Wechsel trug man die Weihnachtshymne „Gott sei Dank durch alle Welt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy vor, St. Nikolais Chorknaben machten „die Tore weit und die Türen in der Welt hoch“ (Susanne Lemke), denn „Uns ist ein Kind geboren“. Kraftvoll stimmte die Gemeinde immer wieder ein, das war schön und verbindend.

Zum Abschluss die „Königsklasse“ für die im Kirchraum verbundenen Chöre: der Quempas „Den die Hirten lobeten sehre“ von Michael Praetorius, gut abgestimmt, sehr feierlich, eine Einladung zum Mitsingen, was dann auch machtvoll geschah. Zögern danach: Beifall? Der Applaus kam den Hörern aus dem Herzen – ist dieses voll, so will es das kundtun.

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