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Die Uni-Big-Band Schwungkollegium heizte in der Waschhaus Arena den Neuen ein.

© Andreas Klaer

Kultur: Alteingesessene präsentieren sich den Neuen Schiffbauergasse empfängt Erstsemstler

Vollbesetzte Tische und munteres Geplauder schlägt dem entgegen, der am Montagabend die Tür zum „fabrik“-Café öffnet. Hier soll heute im Rahmen der offiziellen Erstsemesterbegrüßung um 19 Uhr ein Konzert mit den Antwerp Deadheadz stattfinden.

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Vollbesetzte Tische und munteres Geplauder schlägt dem entgegen, der am Montagabend die Tür zum „fabrik“-Café öffnet. Hier soll heute im Rahmen der offiziellen Erstsemesterbegrüßung um 19 Uhr ein Konzert mit den Antwerp Deadheadz stattfinden. Wer vorher herausfinden wollte, wer denn hinter dieser Band steckt, der wurde nicht wirklich fündig. Allein die myspace-Seite verrät, dass hinter dem Namen die beiden Antwerpener Kris, alias K-Man, und Stef, alias Pisteffo, stehen. Die beiden haben sich ganz in der Tradition von Jerry Garcia oder Bob Dylan dem amerikanischen Country und Folk verschrieben. Gute Laune-Musik also, die aber erst einmal hinten angestellt wird, denn auf dem Plan der Eröffnungsveranstaltung steht zuerst eine Führung durch die Räume der Fabrik, und die, die dafür Interesse zeigen, sollen das Konzert möglichst nicht verpassen müssen.

Verpassen werden sie aber auf jeden Fall die kostenlose „Lola“-Vorstellung, für die das Hans Otto Theater den Erstsemestlern etwa 100 Karten zur Verfügung gestellt hat. Dass das Interesse groß ist, beweisen die vier kümmerlichen Restkarten, die nach Vorstellungsbeginn an der Kasse verbleiben.

Die, denen an diesem Abend der Sinn weder nach Country noch nach Theater steht, bleibt trotzdem die Qual der Wahl. Auf der zwischen Ständen der verschiedenen studentischen Organisationen aufgebauten Bühne im Inneren des Schirrhofs gibt es Livejazz, später stellt sich das Zentrum für Hochschulsport mit einer Dance-Aerobic-Performance vor, und nachfolgend bekommen die neuen Studenten auf der Bühne einen Einblick in das Arbeiten der English Drama Group.

Während die Hobbyschauspieler noch auf der Bühne agieren, lädt das T-Werk zu einem performativen Vortrag mit Geräuschemacher Max Bauer ein. Der Andrang hier ist riesig und nur wirkliche Erstsemestler bekommen Zutritt in den kleinen Theatersaal. Gleich nebenan hat die Ausstellung „Ich Wicht“ ihre Türen geöffnet und bietet alle halbe Stunde eine kostenlose Führung an. Die, die den Weg hinein finden, sind offen und interessiert, denn die Ausstellung bietet neben Fotos oder Videoinstallationen auch die Möglichkeit, selbst Kunst zu schaffen. Erstaunlich nur die teilweise hemmungslose Neugier, die dazu führt, dass einige der Exponate, die nicht dafür vorgesehen sind, trotzdem angefasst oder verschoben werden. Augenscheinlich findet hier, was den Besuch von Ausstellungen betrifft, noch ein Lernprozess statt.

Nicht lernen dagegen muss man den Konzertbesuch. In der „fabrik“ haben endlich die Antwerp Deadheadz mit ihrem Programm begonnen. Mit Kontrabass, Gitarre und Harmonika zaubern die beiden Bandmitglieder ein wenig amerikanisches Lebensgefühl in das von Kerzen beleuchtete Café. Sänger Stef, mit roter Mütze, Weste und Supermanschlips gekleidet, trägt ein breites Grinsen im Gesicht und überrascht plötzlich mit einer flotten Steppeinlage. Ganz Straßenmusiker, wissen die beiden, wie man sich sein Publikum erkämpft und als der Geräuschpegel immer mehr anschwillt, stellen sie sich kurzerhand mitten ins Café und animieren ihr Publikum zum Mitsingen.

Es ist schwer, sich jetzt loszureißen von so viel guter Stimmung und angenehmer Wärme, aber im Schirrhof wird es noch eine Inszenierung des Theaters NADI geben. „Irrlichter“, wie die Performance benannt ist, kann nur unter freiem Himmel ausgeführt werden. Darum nehmen einige wenige den Gang in die Kälte noch einmal auf sich, um sich von der Zartheit und Poesie dieses Lichtspieltheaters verzaubern zu lassen. Als schließlich die beiden phantasievoll gestalteten Figuren „den Mond an den Himmel hängen“, ist ein Abend abgerundet, in dem sich alteingesessene Kulturstandorte für Neuangekommene geöffnet und hoffentlich neugierig gemacht haben. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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