Kultur: Am Wasser
Carl Constantin Weber schuf die „Schleswigerin“
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Schmeichelhaft wirkt die Dame in ihren Ausmaßen nicht. Doch für Carl Constantin Weber hat der Umfang seiner „Schleswigerin“ praktische Gründe. „Eine filigrane Skulptur hätte an dieser Stelle nur verloren gewirkt“, sagt der in Potsdam lebende Künstler. Die Einwohner von Schleswig haben ihm die üppige Dame nicht übel genommen. Im Gegenteil. Seit die 1, 70 Meter große „Schleswigerin“ auf der sogenannten Liebesinsel an der Schleipromenade der Stadt Schleswig ihren Platz gefunden hat, ist die Richtung Wasser tänzelnde Bronzeskulptur zu einem Wahrzeichen und beliebten Fotomotiv geworden.
„Zu erleben, dass die Skulptur angenommen wird, ist doch der schönste Lohn“, sagt Weber. Mitte April war er nach Schleswig zur offiziellen Enthüllung der „Schleswigerin“ gekommen. Anlässlich der diesjährigen Landesgartenschau hatte der Rotaryclub Schleswig-Gottorf beschlossen, der Stadt eine Skulptur zu schenken. Carl Constantin Weber, Bildhauer und Architekturprofessor in Dessau, konnte mit seinem Entwurf überzeugen und erhielt den Zuschlag.
Weber, der erst Ende Februar für eine Braunschweiger Kirche einen kunstvollen Taufstein nebst Osterleuchter geschaffen hatte, ging es nicht allein darum, eine nett anzuschauende Skulptur an den Strand der Liebesinsel zu stellen. Skulptur und Umgebung in einen Einklang zu bringen, war sein Ziel. So hat er mehrere runde Sockel um die „Schleswigerin“ gruppiert, so dass der Eindruck entsteht, die Frau mit ihrem Hut, in ihrem Umhang und dem Badeanzug würde von Sockel zu Sockel Richtung Wasser springen. Weber musste der Skulptur eine Richtung geben. Die lang gezogene Schleipromenade direkt am Wasser, nur allein hätte hier die „Schleswigerin“ wie ein Fremdkörper gewirkt. Und das Weitläufige dieser Umgebung habe es notwendig gemacht, der Skulptur ausladende Rundungen zu verpassen. Doch wie sie da so einbeinig auf den Sockel steht, sich Richtung Strand in den Wind lehnt, ist keine Spur von Schwerfälligkeit zu erkennen.
Wenige Tage nach der Einweihung der „Schleswigerin“ hat Carl Constantin Weber Post aus Schleswig bekommen. Ein Zeitungsausschnitt mit einem Bild seiner Skulptur und Jugendlichen, die es der „Schleswigerin“ fürs Fotoalbum versuchen gleichzumachen. Eine größere Freude hätte man Weber kaum machen können. Dirk Becker
Dirk Becker
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